Ich bin davon überzeugt, dass sich langfristig jene Produkte, Geschäftsmodelle und Dienstleistungen durchsetzen werden, die gut für Menschen sind. Denn der Markt wird transparenter, die Kunden kritischer und auch die Sensibilität für nachhaltige Innovationen (ökologisch, sozial, ökonomisch) ist gestiegen und wird hoffentlich weiter steigen.
Es gilt, die neuen digitalen und technologischen Möglichkeiten so zu entwickeln und einzusetzen, dass sie zu echtem, nachhaltigem Fortschritt führen: Digital-driven innovation for people.
In diesem Zusammenhang sehe ich für Unternehmen vor allem folgende Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.

1. Neugierde für digitale Innovation

Wir sind zu wenig neugierig, offen und experimentierfreudig, wenn es um neue technologische Möglichkeiten geht. Umgekehrt treten wir vielen Innovationen und Trends skeptisch oder ablehnend gegenüber. Das wird sich rächen, denn es verhindert Innovation und Lernen im Ursprung.
Weltweit arbeiten Unternehmen mit Hochdruck und viel Kapital daran, Produkte, Lösungen und Dienstleistungen mit neuen technologischen Möglichkeiten effizienter, kundenfreundlicher und besser zu machen. Vor allem digitale Technologien sind in diesem Zusammenhang ein großer Hebel (siehe hierzu z.B. Thiels 4 Rules).

2. Rahmen für neue Innovationskultur schaffen

Herausragende digitale Innovation entsteht in einem kreativen, kollaborativen und ergebnisorientierten Klima. Starre Prozess- und Vorgehensmodelle (à la Stage-Gate, Wasserfall etc.) wird man bei den "digital champions" vergeblich suchen. Sie konzentrieren sich vielmehr auf ungelöste Markt- und Kundenprobleme und bearbeiten diese konsequent mit Kreativität, Konsequenz und in interdisziplinären Teams. Und vor allem: Innovation ist in diesen Unternehmen die Top-Priorität. Entsprechend werden viele Teams auch mit dem Großteil ihrer Arbeitszeit für Innovationsvorhaben abgestellt.
Führungskräfte müssen lernen zu verstehen, in welchem kulturellen Umfeld innovative Höchstleistungen entstehen können. Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. Weniger Mittelmaß, mehr Anspruch. Weniger Perfektionismus, mehr Improvisation.

3. Talente, Querdenker und Macher gewinnen

Eine der größten Herausforderungen stellt schon jetzt der "war for talents" dar. Und das Problem wird sich weiter verschärfen. Denn die Top-Talente können sich ihre Jobs und Projekte schon jetzt aussuchen.
Wie aber werden Unternehmen attraktiv für die besten Köpfe? Einige wichtig Aspekte sind:

  • große und motivierende Visionen
  • gute Bezahlung und leistungsorientierte Vergütungsmodelle
  • ein attraktives und kreativitätsförderndes Umfeld
  • spannende Projekte und Aufgaben
  • kompetente und ambitionierte Kolleg/innen

Damit tun sich vor allem große Industrieunternehmen schwer, denn es fällt ihnen gar nicht mehr auf, wie viele veraltete oder gar stumpfsinnige Regeln und Strukturen in ihren Organisationen Tag für Tag gelebt und aufrechterhalten werden.
Lasst den Bull**** weg und vertraut darauf, dass Menschen in kreativen, kollaborativen und professionell geführten Umfeldern ganz automatisch gut zusammen arbeiten und gemeinsam Leistung bringen.

4. Co-Kreation und Vernetzung fördern

Führungsaufgabe #1 ist es, einen Rahmen für gute Zusammenarbeit zu schaffen.
Im digitalen Zeitalter werden wir aber noch einen Schritt weiter gehen müssen. Die Aufgabenstellungen und Probleme sind häufig so vielfältig und komplex, dass wir uns in der Lösungsfindung noch stärker mit internen und externen Potenzialen vernetzen müssen. Der Co-Kreation und vertrauensvollen Zusammenarbeit gehört die Zukunft.

5. Lernen, lernen, lernen

Um die digitalen Möglichkeiten sinnvoll nutzen und einsetzen zu können, müssen wir vor allem offen für das Neue sein und werden. Kompetenz wird auch im digitalen Zeitalter aus zwei Säulen bestehen:

  • Wissen: Grundlagen, Fakten, Fachwissen, Verständnis für Zusammenhänge...
  • Können: Team- und Kommunikationsfähigkeit, Selbstorganisation, Kreativität, Kritikfähigkeit...

Meine Überzeugung ist, dass der Weg zu kontinuierlichem und lustvollem Lernen und Wachsen ausschließlich über das persönliche Ikigai führt:

© Active Health Foundation


 

Fazit

Auch im digitalen Zeitalter geht es weiterhin darum, Innovation und Fortschritt im Sinne der Menschen zu schaffen. Die Gefahr ist aber vielleicht größer denn je, dass wir dies angesichts der vielen Möglichkeiten, der disruptiven Technologien und der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dynamik vergessen.