Seit vielen Jahren höre ich beim Autofahren Podcasts. Die verschiedenen Hörsendungen sind für mich zu einer der wichtigsten Inspirationsquellen geworden. Führung und Organisation, Kollaboration und Zusammenarbeit, Marketing und Vertrieb, Digitalisierung und Design, Agile und Projektmanagement oder auch Soziologie waren und sind Themen, zu denen es hervorragende Podcasts gibt — in der Regel zum Nulltarif. Die relevantesten Impulse jedoch erhielt ich aus dem Themenfeld der Philosophie und Philosophiegeschichte.

1-W0SNlbmd442xBvV5DtiDFwIn diesem Blogbeitrag möchte ich den Bogen spannen von derPhilosophie(geschichte) über die wesentlichen Fragen der Philosophie hin zu der möglichen Essenz guter Unternehmens- und Organisationsberatung.

Bedeutung und Relevanz der Philosophie

Philosophiere hier nicht herum, was meinst Du konkret?” Solche oder ähnliche Sätze kennen Sie sicherlich auch. In unserer rationalen und auf konkrete Ergebnisse ausgerichteten Welt ist es häufig unpopulär, sich Fragestellungen philosophisch zu nähern. Dabei ist Philosophie nichts Schwammiges und Unkonkretes, wie ich mittlerweile weiß.
Klar ist für mich aber eines: In einer zunehmend vernetzten, dynamischen und komplexen Welt kommen wir mit Rationalität allein nicht mehr entscheidend weiter. Denn bevor wir versuchen, die richtigen Antworten zu geben, müssen wir uns viel intensiver und eingehender mit den eigentlichenProblemen bzw. den richtigen Fragen beschäftigen. Und hier setzt u.a. die Philosophie an.

Philosophie = Liebe zur Weisheit.

Etymologisch stammt Philosophie von philosophia, was mit “Liebe zur Weisheit” übersetzt werden kann. Damit gilt die abendländische Philosophie als Voraussetzung für wissenschaftliches Denken und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Welt.
Ludwig Wittgenstein sagte einst:

“Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit.”

Diese Definition gefällt mir besonders gut. Denn philosophisch zu denken ist das eine, auf der Grundlage dieser Erkenntnisse zu HANDELN, ist das eigentlich Bedeutsame.
Richard David Precht beschreibt in seinem kürzlich erschienenen Band “Geschichte der Philosophie Bd. 1” zwei Strömungen in der Philosophie, nämlich das Verständnis als exakte Wissenschaft versus das Verständnis alsGedankenkunst. Diesen Widerspruch kann und soll man nicht versuchen aufzulösen, sondern vielmehr nutzen.
Precht schreibt weiter:

“Philosophieren ist das Schärfen unserer Instrumente des Denkens in der Hoffnung, die begrenzte Zeit unseres Daseins ein wenig bewusster zu erleben.

(Precht 2015, Erkenne die Welt. Eine Geschichte der Philosophie. Bd. 1. Goldmann: München.)

Zentrale Fragen der Philosophie

Nun aber zum — aus meiner Sicht — Kern der Philosophie. Folgende Fragestellungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Philosophie(geschichte) (vgl. Precht 2015, S. 17):

  • Was ist ein gutes Leben?
  • Was ist ein gelingendes Leben?
  • Was ist Wahrheit? Gibt es überhaupt so etwas wie Wahrheit?
  • Gibt es Gerechtigkeit und wenn ja, wie ist sie möglich?
  • Hat das Leben einen Sinn?

Zugegeben, die ganz großen Fragen. Aber wie bitte wollen wir die Probleme der heutigen Zeit lösen, wenn wir uns nicht mit den grundsätzlichen, den großen Fragen beschäftigen?
Übertragen auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft im Hier und Jetzt schlage ich folgende abgeleiteten Fragestellungen vor:

  • Wie wollen wir zusammen leben?
  • Wie wollen wir den Rahmen für gutes Zusammenleben gestalten? (Politik)
  • Was ist gute Arbeit? Wann ist Arbeit gut und wertvoll?
  • Was kann gute Arbeit zu einem guten (Zusammen)Leben beitragen?

Zwischenfazit: In einer Zeit großer Umbrüche scheint der Blick für das Essenzielle teilweise verloren zu gehen. Ist es aber am Ende nicht so, dass Arbeit nur dann Sinn macht, wenn sie einen echten Unterschied macht? Wenn sie für andere Menschen einen Wert schafft und dadurch wertvoll ist?

Sinn und Zweck guter Unternehmens- und Organisationsberatung?

Ich bin seit 2001 als selbständiger Unternehmensberater tätig. In den ersten Jahren hatte ich einen Mentor, von dem ich viel lernen und profitieren durfte. Seit nunmehr 10 Jahren trage ich die Verantwortung für mein eigenes kleines Consulting Unternehmen.
Mit dem Gefühl der Dankbarkeit kann ich behaupten, dass ich mir an 9 von 10 Tagen bei der Heimfahrt am Abend denke: “Das war heute wieder ein guter Tag.” Und am 10. Tag bin ich dankbar für das, was zwar kurzfristig anstrengend war, mich aber persönlich weiter gebracht hat oder weiter bringen wird.
Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich als Unternehmensberater mit zunehmenden Berufsjahren auch immer intensiver mit dem Kern seines eigenen Tuns auseinander setzt. Für mich ist mittlerweile klar: Es geht mir darum, einen Beitrag hin zu guter Arbeit in Organisationen zu leisten.

    • Gute Arbeit schafft Werte und ist dadurch wertvoll. Nur so sichert man die (Über)Lebensfähigkeit von Unternehmen.
    • Gute Arbeit leistet einen gesellschaftlichen Beitrag (für Menschen).

gute Arbeitsplätze. In guten Unternehmen können Mitarbeiter/innen ihre Potenziale einbringen und sich entfalten und entwickeln.

  • Gute Unternehmer/innen und Führungskräfte verstehen sich alsGastgeber/innen für gute Arbeit.
  • Gute Arbeit im 21. Jahrhundert bewahrt wichtige Werte und geht die Herausforderungen unserer Zeit mit einer neuen Offenheit an.

 

Fazit

Gute Unternehmens- und Organisationsberatung leistet einen Beitrag zu guter Arbeit. Wenn Beratung das nicht im Fokus hat, kann es keine gute Beratung sein.