Menschen wollen etwas leisten, etwas beitragen, Spuren hinterlassen. Das ist meine tiefe Überzeugung. Dafür braucht es ganzheitliche Entwicklung, permanentes Lernen - kurz: Kompetenz.
Von Dr. Gerhard Wohland habe ich gelernt: Kompetenz = Wissen und Können. Wissen brauche ich, um die einfachen und komplizierten Problemanteile zu lösen. Für diesen Teil braucht es viel Übung, Disziplin und Präzision. Können hingegen ist an mein ganz persönliches Talent gebunden. Können muss sich im richtigen Kontext entfalten.

Wir haben ein Kompetenzproblem.

Eine kleine Provokation: Ich behaupte, dass wir häufig glauben besser zu sein, als wir eigentlich sind. Wir überschätzen uns und unsere Fähigkeiten.
Einerseits ist das gut, da es uns in Situationen der Überforderungen manövriert, in denen wir Neues lernen können. Dies passiert aber nur dann, wenn wir das Gelernte gut reflektieren und in unser Denken und Handeln integrieren. Andererseits kann die Selbstüberschätzung auf Dauer zu einer Diskrepanz von Selbst- und Fremdbild, von Sein und Schein führen. In genau diesem Dilemma befinden sich viele Menschen - speziell heranwachsende Jugendliche. Hierarchische Organisationen wirken verstärkend auf diese Problematik, da sich Menschen hinter der Struktur und der damit verbundenen Rolle verstecken können.

"Ich bin Expert/in für..."

Bei Hagen Management legen wir großen Wert darauf, dass jedes unserer Teammitglieder Expert/in für (mindestens) ein klar definierbares Themenfeld ist. Diese Kompetenz muss am konkreten Handeln und Verhalten sicht- und messbar sein. Auf dieser Grundlage können und sollen weitere Kompetenzen entwickelt werden, die immer wieder den Praxistest bestehen müssen.
Denn das, was vielleicht vor einiger Zeit eine relevante Kompetenz war, kann heute nutzlos sein. Stichwort: Halbwärtszeit des Wissens.

Verwöhnte Mimosen

Eine weitere Provokation: Viele Kinder und Jugendliche entwickeln sich zu verwöhnten Mimosen. Daran sind wir Erwachsene Schuld, nicht die Kinder. Dazu ein aktuelles Foto von Ali Mahlodji, das ich heute früh auf Facebook gefunden habe:

© Ali Mahlodji

Unsere Kinder und Jugendlichen wachsen immer häufiger in einem Umfeld auf, in dem sie durch die digitale Welt an sofortige Bedürfnisbefriedigung (instant gratification) gewöhnt werden. Schein überstrahlt das Sein. Das ist ein riesiges Problem, für Gesellschaft, Wirtschaft aber vor allem für den Reifeprozess in ein gutes, selbstbestimmtes und gelingendes Leben hinein.
Es muss uns gelingen, einen Rahmen zu schaffen, in dem wir die permanenten Ablenkungen der digitalen Welt (zumindest temporär) auf stumm schalten und uns mit den wesentlichen Dingen und Fragen des Lebens beschäftigen. Wenn uns dies nicht gelingt, müssen wir uns auch nicht wundern, wenn wir kollektiv verblöden.

Finde Dein Ikigai.


Noch ein abschließender Gedanke: Ich bin immer wieder verwundert, wie wenige Menschen das Ikigai-Modell kennen. Ikigai beschreibt in einem einfachen und verständlichen Bild, worum es im Kern geht.
Für ein gelingendes Leben müssen wir das in uns Entdecken, was wir gerne tun und gut können - unser Talent.
In der Außenwelt (Gesellschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur...) finden wir das, was die Welt braucht und wofür wir bezahlt werden können.
Je stärker sich die vier Felder überlagern, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen, in dem wir uns entwickeln und wachsen können.
Eines muss uns aber stets bewusst sein: Unsere Welt ist dynamisch, lebendig, komplex. Und das ist gut so. Wir müssen unseren ganz persönlichen Weg finden, unser Leben zu meistern und robust zu werden, mit Veränderungen, Krisen und Problemen umzugehen. Das ist es, was ein gutes Leben ausmacht.
Wir machen einen großen Denkfehler, wenn wir glauben, dass wir das ohne Anstrengung, Leistung und Disziplin erreichen können. Gleichzeitig müssen wir aber auch Umfelder schaffen, in denen wir uns lustvoll entwickeln können. Ein Widerspruch, den wir überwinden können und müssen. Hierfür gibt es unzählige Beispiele.
Wofür bist Du Expert/in?
Stefan Hagen