Können Sie sich noch an die Zeit OHNE Computer, Internet und Smartphones erinnern? Ich war damals noch ein Kind. Aber spätestens seit meinem ersten Commodore 64 mit Floppy Disk Drive habe ich mich für Technik und Computer interessiert. Damals konnte sich wohl noch kaum jemand vorstellen, dass C64 & Co. die Vorboten der Digitalen Transformation darstellten.

Heute, ca. 30 Jahre später, befinden wir uns mitten im Übergang in das vernetzte Zeitalter. Soziologen wie Prof. Dirk Baecker beschreiben die kommende Epoche als die vierte menschliche Entwicklungsstufe. Tribane Gesellschaft (Sprache) - Antike Gesellschaft (Schrift) - Moderne Gesellschaft (Buchdruck) - Vernetzte Gesellschaft (Digitalisierung).
Meine tiefe Überzeugung ist, dass der gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, ökologische und technologische Wandel tatsächlich so radikal sein wird (bzw. sein muss). Dies bringt Chancen und Gefahren mit sich. Wenn es der Menschheit gelingt, die Chancen zu erkennen und zu nutzen, werden wir irgendwann in der Zukunft - keiner kann sagen wann - eine bessere Welt haben. Weniger Leid, mehr Gerechtigkeit, mehr gute als schlechte Leben.

Keine Zukunft ohne Herkunft

Wenn wir uns mit dem beschäftigen, was sein kann oder soll, sollten wir den Blick immer zuerst in die Vergangenheit lenken. Was hat uns hierher gebracht? Welche Werte und Prinzipien waren und sind wichtig? Und welches Denken und Handeln erscheint uns nicht mehr zeitgemäß zu sein?
Ich glaube, dass mit diesem Gedanken vor allem auch eine große Achtung und Wertschätzung für die reiferen Mitglieder unserer Gesellschaft verbunden sein sollte. Denn sie haben sich mit Einsatz, Fleiß und Leidenschaft für ein gutes Leben und eine gute Zukunft eingesetzt. In den allermeisten Fällen.
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Nach wie vor gefällt mir in diesem Zusammenhang die Metapher eines Baumes. Dieser kann nur wachsen und gedeihen, wenn er fest verwurzelt ist und über das Wurzelwerk Wasser und Nährstoffe aufnimmt. Genauso verhält es sich mit vielen Dingen im Leben. Die Wachstumskraft kommt aus dem Wurzelwerk.

Keine Zukunft ohne UMDENKEN

Gleichzeitig müssen wir gerade in der heutigen Zeit dafürkämpfen, nicht alles Bestehende zu akzeptieren oder in Ehrfurcht davor zu erstarren. Wir brauchen ein grundlegendes UMDENKEN — in vielen Bereichen unseres Lebens. Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie wollen wir zusammen leben? Wie wollen wir arbeiten und zusammen arbeiten? Was macht ein gutes Leben aus? Welche Verantwortung haben wir für globale Entwicklungen, Missstände, Armut etc.?
Frage über Fragen.
Klar ist: Ein neues Zeitalter hat begonnen. Das Gute aber auch das Schlechte auf der Welt zeigt sich klarer und transparenter denn je. Und gleichzeitig gibt es auch immer Schlechtes im Guten und Gutes im Schlechten. Das Prinzip der Polarität.

Neues Denken — Neue Haltung — Neues Tun — Neue Erkenntnis

Der von mir hochgeschätzte Beraterkollege Dr. Heinz-Peter Wallner hat gemeinsam mit DI Kurt Völkl vor einigen Jahren ein Modell publiziert, welches ursprünglich “Die Liegende 8” genannt wurde. Dieser Gedanke hat mich seither nicht mehr losgelassen.
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Entwicklung, Lernen und Veränderung kann nur dann nachhaltig passieren, der Prozess die vier Quadranten durchläuft.

  • Neues Denken: Wir müssen uns mit den Problemen unserer Zeit vertieft auseinander setzen. Dabei glauben wir viel zu oft, das Problem bereits nach kurzer Zeit verstanden zu haben. Dies ist vor allem in einer zunehmend komplexen Welt eine (gefährliche) Illusion.
  • Neue Haltung: Umdenken alleine reicht nicht — es braucht ein “UMFÜHLEN”. Wir müssen auch vom Bauch, vom Herz und unserer “Tiefenstruktur” her bereit sein, das Neue zu akzeptieren, es mutig in die Hand zu nehmen und unsere Zukunft zu gestalten.
  • Neues Tun: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Dabei geht es nicht immer um großes, revolutionäres Tun. Veränderung und Entwicklung muss vor allem in kleinen, machbaren Schritten erfolgen. Aber rhythmisiert. Denn nur durch gute Routinen entsteht ein nachhaltiger (Kultur)Wandel.
  • Neue Erkenntnis: Schlussendlich gilt es, nach dem neuen Tun inne zu halten, das Entstandene zu reflektieren, zu feiern, zu bewerten. Im optimalen Fall ist der Lernprozess geglückt. Aber auch ein Scheitern müssen wir in diesem Quadranten akzeptieren (oder sogar wertschätzen).

Fazit: UMDENKEN

Im Umdenken (1. Quadrant der liegenden 8) liegt der Ursprung einer jeden Entwicklung hin zum Besseren. Je grundlegender der Wandel im Umfeld ist, umso radikaler müssen wir umdenken.
Wir sollten akzeptieren, dass wir in einem Zeitalter tiefgreifender Veränderungen leben. Mit allen damit verbundenen Chancen und Gefahren. Je länger wir den Feind für die “Geburtswehen” aber im Außen suchen, umso länger wird es dauern, bis wir uns an die neue Zeit wirkungsvoll angepasst haben.
Wir sollten uns nicht auf dem Erfolg der vergangen Jahre und Jahrzehnte ausruhen, sondern offen und mutig die Probleme unserer Zeit angehen. Das ist unsere (verdammte) Verantwortung. Punkt.