November 1, 2021No Comments

Platon für Unternehmer und Manager

Philosophie, die Liebe zur Weisheit.

Platon hat als einer der großen antiken Philosophen mit seiner Ideenlehre eine wichtige Grundlage für unsere westliche Kultur geschaffen. Die platonische Idee hat aber nichts mit der Idee - dem spontanen Einfall oder Gedanken - zu tun, wie sie heute umgangssprachlich verstanden wird. Vielmehr geht es Platon um das wahrhafte Sein, die Einheit über der Vielheit, den urbildhaften und vorbildhaften Prinzipen.

Unsere physische Welt ist für ihn ein Spiegelbild der höheren geistigen Welt - der Welt der Ideen. Die höchste platonische Idee ist die Idee des Guten, gefolgt von der Idee des Schönen und des Wahren.

Mehr denn je sollten sich Unternehmer/innen, Manager/innen und Führungskräfte an diesen Ideen orientieren. Denn nur über ihr Gutsein (arete) und ihren tugendhaften Charakter kann das Gute in Unternehmen (Idee = Zweck der Existenz = Sein & Wollen) dauerhaft zur Vorschein und in die Wirkung kommen.

Wichtig für das Verständnis Platons ist, dass die Idee des Guten nicht jener des Schlechten gegenüber steht - dementsprechend auch nicht moralisch gemeint ist. Nur die Idee des Guten (agathón) bringt Erkenntnis und Wahrheit hervor - entsprechend ist es vergleichbar mit Licht, welches das Wesentliche und Echte zum Vorschein bringt. Es ermächtigt das Seiende, das zu sein, was es ist.

Gute Unternehmer und Manager.

In der Europäischen Tradition des Unternehmertums ist das Bild des "Ehrbaren Kaufmanns" historisch verankert. Nachweislich wurde es bereits im 12. Jahrhundert in Italien und in norddeutschen Hansestädten gelehrt.

Im Zentrum dieses unternehmerischen Leitbildes steht eine humanistische Grundbildung. Ich nenne diesen Ursprung, in Anlehnung an meinen Freund und Kollegen Roger Dannenhauer, eine konstruktive GEISTES-HALTUNG.

Darum geht es jetzt und in Zukunft noch vielmehr. Nur so kann die Transformation in Richtung einer konstruktiven, nachhaltigen Wirtschaft gelingen. Denn das, was neuerdings mit "New Work" oder "Nachhaltigem Wirtschaften" bezeichnet wird, braucht konkrete Unternehmer/innen und Manager/innen, die das Richtige erkennen (= Geist) und das Richtige tun (= Haltung). Menschen, die Verantwortung übernehmen und nicht nur davon reden.

Der Weg zu gutem Unternehmertum und Management führt einzig und allein über Selbsterkenntnis. Werde, der Du bist.

Die Idee des guten Unternehmens.

Für mich ist es ein Privileg, unternehmerisch tätig zu sein. Denn als Unternehmer/in kann man seine Idee eines guten Unternehmens jeden Tag realisieren und leben. Das ist häufig hart, herausfordernd und frustrierend. Man enttäuscht andere Menschen und ist auch immer wieder mal enttäuscht von sich selbst. Aber man erfreut sich auch an den gemeinsamen Erfolgen und an dem, was gut gelingt. Denn es gibt kaum etwas Sinnvolleres und Befriedigenderes, als wenn man durch sein Tun Spuren in der Welt hinterlassen kann.

Als Unternehmensberater ist die Idee des guten Unternehmens in zweifacher Hinsicht von großer Bedeutung: a) für das eigene Unternehmen und b) noch viel wichtiger als Leitbild für das, was man tagtäglich bewirken möchte. Nämlich andere Unternehmen darin zu beraten, zu begleiten und zu unterstützen, die jeweilige UnternehmensIDEE noch erfolgreicher zu realisieren.

Daraus haben wir in den letzten Jahren ein Modell für unsere Idee des guten Unternehmens entwickelt. Auf dieser Grundlage denken wir jedes einzelne Unternehmen und Geschäftsmodell.

  1. MARKT: Ausgangspunkt ist immer der Markt und der entsprechende Marktbedarf. Etwas pointierter ausgedrückt: Es gibt Herausforderungen, Probleme und Engpässe in der Welt, die Grundlage für den jeweiligen Unternehmenszweck bilden. Diese gilt es, möglichst gut zu verstehen und zu antizipieren.
  2. IDEE: Die Kern- oder Leitidee eines Unternehmens muss von Menschen entwickelt und getragen werden - in erster Linie von dem/der Unternehmer/in, der Unternehmer-Familie und/oder den Top-Führungskräften. Das erfordert Zeit, besonnenes Nachdenken und regelmäßiges Reflektieren und Hinterfragen. Die Entwicklung einer kraftvollen und ansteckenden Unternehmensidee kann Jahre benötigen. Wahrscheinlich kann und soll man damit auch niemals fertig sein. Klar ist aber: Die Idee macht den Unterschied - sie manifestiert das "Sein & Wollen" des jeweiligen Unternehmens. Die ist die Kraft- und Energiequelle für die strategische und operative Entwicklung und Umsetzung.
  3. GUTES MANAGEMENT: Richtiges und gutes Management schafft ein Umfeld, in dem Zusammenarbeit ermöglicht wird und in dem sich menschliches Potenzial entfalten kann. Dieses Umfeld muss sich durch Wertschätzung, Verbundenheit, Sicherheit und Nähe auszeichnen - aber auch durch Resultat- und Leistungsorientierung, Disziplin und Konsequenz. "Management ist die bewegende Kraft, wo immer Ziele nur von vielen Menschen gemeinsam durch das Vernetzen von Arbeit und Wissen erreicht werden können." (Fredmund Malik)
  4. GUTE ORGANISATION: Die Organisation ist das wichtigste Werkzeug für Unternehmer/innen und Manager/innen, um den Unternehmenszweck dauerhaft und effektiv zu realisieren. Eine schlanke, dynamikrobuste Organisation zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur das Notwendigste und Wichtigste regelt und steuert. Speziell in zunehmend dynamischen und komplexen Marktumfeldern ist es von entscheidender Bedeutung, ausreichend Freiräume für die Entfaltung und Nutzung menschlicher Potenziale und Kreativität zu schaffen.
  5. GUTE GESCHÄFTE: Durch die systematische Kopplung von Markt - Idee - Management und Organisation entsteht ein funktionierendes Geschäftsmodell und folglich gute Geschäfte. Gute Geschäfte sind wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch nachhaltig. Sie sind ein Beitrag zu einer besseren Welt.

Wir brauchen wieder eine echte Wirtschafts- und Managementphilosophie. Damit es aber nicht beim abstrakten Philosophieren bleibt, braucht es konkrete Menschen, die unternehmerische Verantwortung übernehmen. Wäre doch eigentlich einfach, nicht?

Stefan Hagen, 1.11.2021

Buchtipps

Dezember 28, 2020No Comments

Es lebe der konstruktive Streit.

Zusammenhänge verstehen.

Kurz vor Weihnachten hatte ich die Ehre und das Vergnügen, mit Wolf Lotter (Autor und Transformationsexperte) und Gerhard Wohland (Systemtheoretiker) ein Gespräch zum Thema "Zusammenhänge" zu führen. Das ist auch der Titel des aktuellen Buches von Herr Lotter.

Geworden ist's ein teilweise recht kontroverses Streitgespräch. Denn was ich ehrlich gesagt unterschätzt hatte waren die Unterschiede und Differenzen zwischen Lotter und Wohland - bei aller gegenseitigen Wertschätzung. Umso spannender hat sich das Gespräch entwickelt.

Streitgespräch Lotter - Wohland

Hier können Sie das gut 1-stündige Gespräch nachschauen. Aber Vorsicht: Sie müssen selbst denken - die beiden präsentieren einem die Erkenntnisse nicht auf dem Silbertablet 😜

Denk-Futter und Erkenntnisse

Wir haben die Gesprächssequenzen im Youtube-Video mit Kapiteln markiert. Einige Aspekte des Streitgesprächs, die zum Nach-Denken anregen:

  • Unterscheidungen, um Zusammenhänge zu verstehen
  • Wer ist "wir"? Was ist "die Welt"?
  • Wissen muss verstanden und erklärt werden können
  • Unterscheidung Interesse - Bedürfnis
  • Unterscheidung Argument - Gefühl
  • Unterscheidung Vorderbühne - Hinterbühne
  • Unterscheidung Inszenierung - Regie
  • Positive Diskriminierung
  • Unterscheidung Wissen - Können
  • Unterscheidung Daten - Information
  • humanistische Bildung

Resonanz und Feedback

Während der Live-Übertragung haben teilweise über 100 Menschen zugeschaut. Auch das Interesse auf Twitter und Youtube ware und ist rege.

Einige Rückmeldungen:

https://twitter.com/miasanmetz/status/1341398619656753158

Die beiden Giganten haben sich vor allem in den ersten 30 Minuten ziemlich aneinander gerieben. 😂💥

Die kontroverse Diskussion ist nicht bei allen gut angekommen - bei den meisten aber schon 😅

Einigen Zuschauer/innen haben die Wohland'schen Unterscheidungen geholfen, um Zusammenhänge besser zu verstehen.

https://twitter.com/Widget68/status/1341414980135075843
https://twitter.com/madiko/status/1341416538642010113

Fazit: Das Gespräch hat viel Spaß gemacht, die Notwendigkeit ausreichend scharfer und kontrastreicher Diskurse wieder mal verdeutlicht und animiert, selbständig weiter zu denken.

September 30, 2020No Comments

Corona-Krise aus systemtheoretischer Sicht: Unternehmertum. Jetzt.

Am 19.3.2020 habe ich mit Dr. Gerhard Wohland das erste Gespräch über die "Corona-Krise aus systemtheoretischer Sicht" geführt. Nun - fast sechs Monate später - scheinen Unsicherheit und Chaos in der öffentlichen Debatte einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben.

Der Weg aus der Krise führt über eine konstruktive Kopplung folgender Polaritäten:

  • a) VERNUNFT und wissenschaftsbasierte Argumente sowie
  • b) GEFÜHL und professionelle Intuition (vgl. Prof. Peter Kruse), aber bitte von jenen Menschen, die geübt sind im Umgang mit Krisen. Laut Gerhard Wohland sind dies vor allem Unternehmerinnen und Unternehmer, die gewohnt sind, Entscheidungen in hoher Unsicherheit und Dynamik zu treffen.

Die neue Ära des Unternehmertums.

Dieser Argumentation folgt übrigens auch das Zukunftsinstitut von Dr. Matthias Horx. Er beschreibt im White Paper "Die Wirtschaft nach Corona - Wochen der Weichenstellung" (Download-Link) auf S. 8, dass gerade jetzt die unternehmerischen Kräfte in der Gesellschaft gefordert sind: IDENTITÄT, KREATIVITÄT, GESCHWINDIGKEIT

Gespräch mit Dr. Wohland

Im ca. 13-minütigen Gespräch mit Gerhard habe ich ihm folgende drei Fragen gestellt:

1) VERSTEHEN: Die Corona-Krise dauert nun schon einige Monate an. Aus wirtschaftlicher Sicht wird die Dimension des Einbruchs immer klarer. Kannst Du uns nochmal kurz erläutern, wie man „Krise“ systemtheoretisch verstehen kann und was wir in den letzten Monaten beobachten konnten?

2) DENKEN: Welche Denkfehler wurden bzw. werden aktuell in Wirtschaft, Politik, Gesundheit oder anderen Teilsystemen der Gesellschaft gemacht?

3) HANDELN: Kann man den Unternehmer/innen und Führungskräften in der Wirtschaft nun überhaupt Handlungsempfehlungen geben? Wenn ja, welche?

Unternehmertum. Jetzt.

Themen und Aspekte des Gesprächs mit Gerhard waren:

  • gewohnte Selbstverständlichkeiten stehen nicht mehr zur Verfügung >> Woher bekomme ich die Argumente für meine tagtäglichen Entscheidungen her?
  • Unterscheidung: Argument (blau) <> Gefühl (rot)
  • es gibt noch keine nachweisbaren und belastbaren Argumente >> die Wissenschaft ist noch nicht so weit >> Wissenschaft wird teilweise nicht mehr ernst genommen
  • wir sind überfordert, die Situation mit schlüssigen Argumenten zu erklären >> Menschen verlassen sich auf ihre Gefühle
  • Menschen, die gegen den aktuellen Weg der Politik protestieren, vereint eines >> ihre Gefühle >> diese Gefühle sind - bezogen auf die Problemlösung - häufig nicht viel wert
  • Menschen, die darauf trainiert sind, in krisenhaften und unsicheren Situationen Entscheidungen zu treffen (Gerhard bezeichnet sie stellvertretend als "Unternehmer/innen"), können nun mit der höchsten Wahrscheinlichkeit problemlösende Gefühle (= professionelle Intuition)
  • Unternehmer/innen (und unternehmerische Kräfte in der Gesellschaft) tragen nun eine besondere Verantwortung
  • Menschen unterscheiden sich in der Qualität ihrer Gefühle >> diese Menschen sind in der Lage, die Polarität Argument <> Gefühl konstruktiv zu nutzen und einzusetzen
  • Denkempfehlung >> Unternehmer/innen können ihre Verantwortung nun nicht delegieren >> Unternehmertum. Jetzt.

Ich freue mich auf eine rege Diskussion zum Thema.

Mai 1, 2020No Comments

PROBLEME mit unternehmerischer Kraft angehen und lösen.

In der funktional orientierten Systemtheorie ist der PROBLEMbegriff von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig ist es aber unpopulär, im allgemeinen Sprachgebrauch von Problemen zu sprechen. Wenn man von Problemen spricht, wird einem schnell negatives Denken oder mangelnde Lösungsorientierung vorgeworfen.

In Zeiten der Krise gibt es keine Alternative: Wir müssen unser Bewusstsein BEDINGUNGSLOS auf die zu lösenden Probleme richten - nur so können nützliche Ideen und Lösungen entstehen. 🔥

Was ist ein Problem?

Neulich habe ich mit Gerhard Wohland ein längeres Gespräch geführt, welches wir in 29 einzelne Clips unterteilt haben. In einer der Sequenzen hat er auch den Problembegriff erläutert:

Die systemtheoretische Beschreibung lautet (vgl. Wohland 2012: Denkwerkzeuge der Höchstleister, S. 159):

"Da ein System die Komplexität seiner Umgebung nicht abbilden kann, muss es die meisten Umgebungsreize (Irritationen) ignorieren. Ein Reiz, der nicht ohne Schaden ignoriert werden darf, ist ein Problem. Ist das Problem einem bekannten ähnlich, kann es mit einer passenden Methode bearbeitet werden. Ist es neu, so bedarf es einer Idee zur Lösung."

Menschen sind evolutionär darauf trainiert, sich der veränderlichen Umwelt kontinuierlich anzupassen (vgl. Darwin). Im Unterschied zu dieser menschlichen Fähigkeit setzen Sozialsysteme (wie z.B. Unternehmen) das fort, was sie bisher gemacht haben. Es bedarf einer Irritation von außen (wie z.B. einer Krise oder sonstiger Interventionen), damit Sozialsysteme beginnen, ihre Operationen und Strukturen zu verändern. Das passiert gerade, ob wir wollen oder nicht.

Die Kunst besteht nun darin, das menschliche Bewusstsein (denn Sozialsysteme können kein Bewusstsein haben) auf jene Probleme zu lenken, die gelöst werden müssen, um weiterhin als Organisation bestehen zu können. Ergo: Der Schlüssel liegt in der Identifikation, Fokussierung und Lösung der richtigen und wichtigen Probleme. Dies gilt generell und ganz besonders in der Krise!

Menschen haben Ideen

Die Lösung komplexer Probleme bedarf Kreativität und guter Ideen. Nur Menschen können Ideen haben. Wichtig ist hierbei jedoch (vgl. Wohland 2012: Denkwerkzeuge der Höchstleister, S. 112):

"Gedanken sind die Grundoperation des Bewusstseins. […] Ideen sind Gedanken, die sich auf ein zu lösendes Problem beziehen. Ohne Problem gibt es keine Ideen, nur Gedanken. Ideen sind die Vorform von Erkenntnis."

Warum sind die skizzierten Zusammenhänge nun besonders in Krisenzeiten so wichtig? Aus zwei Gründen: a) Wir müssen EFFEKTIV die richtigen Probleme identifizieren und lösen. b) Wir brauchen SCHNELLE Lösungsansätze, um deren Wirksamkeit kontinuierlich zu beobachten und mit neuen Ideen darauf zu reagieren.

Teams lösen komplexe Probleme

Wie kann man nun praktisch vorgehen?

  1. PROBLEME IDENTIFIZIEREN: Das, was in Krisenzeiten vielen Menschen schwer fällt, ist nun besonders wichtig, nämlich einen kühlen Kopf zu bewahren und mit Verstand und Fakten die relevanten Themen und Probleme identifizieren. Das macht man, indem man Probleme von Scheinproblemen unterscheidet. 💧
  2. PROBLEME SCHARF STELLEN: Sobald die richtigen Probleme identifiziert sind, müssen sie "scharf gestellt" werden. Das macht man, indem man sie präzise und klar beschreibt und beobachtet, wie das Umfeld reagiert. Hierzu braucht es Menschen, die über das Talent verfügen, Teams zu stiften. Das passiert dann, wenn eine Gruppe von (wiederum talentierten Menschen) auf ein Problem zündet. ⚡️
  3. PROBLEME LÖSEN: Teams lösen Probleme, indem sie Ideen und kreative Lösungen entwickeln. Das ist anstrengend und häufig auch konfliktreich. Wenn es aber gelingt, die Diversität und Unterschiedlichkeit der beteiligten Talente zu nutzen, können in kurzer Zeit hoch-effektiv funktionierende Lösungen entstehen.

Hier noch die passende Erklärung von Gerhard Wohland:

Unternehmerische Kraft

Vor einigen Wochen habe ich hier auf LinkedIn einen hervorragenden Beitrag von Prof. Dr. Nico Rose gefunden. Darin beschreibt er genau die Grundhaltung, die wir nun in besonderem Maße brauchen: Meliora / Meliorismus. Was bedeutet das?

© Prof. Dr. Nico Rose

Jene Menschen, denen es gelingt,

  • einerseits einen kühlen Kopf zu bewahren und mit reinem Verstand die völlig neue Situation zu beobachten, zu analysieren und im Diskurs mit anderen besser zu verstehen und
  • andererseits mit Leidenschaft und Haltung die echten Probleme anzugehen und sich für konstruktive Lösungen einzusetzen,

können in der Krise Probleme lösen - im Kleinen und im Großen. Wir sollten uns mit dieser konstruktiven, melioristischen Geistes-Haltung gegenseitig ermutigen und im besten Fall anstecken.

Menschen, die jetzt so denken und agieren, sind für mich Unternehmer/innen im besten Sinne (im Unterschied zu Unterlasser/innen) - egal, in welchem Bereich (Gesundheit, Pflege, Bildung, Wirtschaft, Politik...) sie einen Beitrag zum Weg aus der Krise leisten.

Alles wird gut. Wenn wir wollen. 👊

März 27, 2020No Comments

Wie könnte die Welt nach Corona sein? Eine optimistische Perspektive.

Unglaublich, was aktuell auf dem ganzen Globus abgeht. Das hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten - ich zumindest nicht. Innerhalb weniger Wochen scheint nichts mehr so, wie es einmal war. Wie könnte die Welt nach der Corona-Krise aussehen? Was könnte sich ändern? Hier meine optimistische Vision.

1 Welt-Bewusstsein

Die Corona-Krise hat das Potenzial, Nährboden für ein neues globales Bewusstsein zu sein. Nämlich das Bewusstsein, dass es nur eine Welt gibt. Die Erkenntnis, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam bewältigen können. Das Bewusstsein, dass wir alle brauchen, wenn es um alles geht. Übrigens hat der ehemalige Englische Premier Gordon Brown dieses Potenzial vor einigen Jahren schon als "global ethics" beschrieben.

2 Problem-Bewusstsein

Menschen brauchen echte Probleme und Herausforderungen, um wachsen zu können. Mehr noch: Ohne Unglück kein Glück - ohne Leid keine Freude. Die echten und vor allem akuten Probleme haben uns vor der Corona-Krise vielfach gefehlt - zumindest haben wir sie verdrängt. Dies hat dazu geführt, dass wir einen erheblichen Teil unserer Zeit und Energie mit Schein-Problemen gekämpft haben. In frustrierenden Jobs, unzähligen sinnlosen Meetings oder in destruktiven Konflikten. Dank Corona wissen wir nun wieder, was wirklich wichtig ist und was nicht. Nebensächlichkeiten treten in den Hintergrund.

3 Führungs-Bewusstsein

Menschen mit Führungsverantwortung sind in Krisenzeiten besonders gefordert - in allen Teilsystemen der Gesellschaft. Romantische, basisdemokratische New-Work-Ideen, dass Sozialsysteme ohne die Funktion der Steuerung und Führung auskommen, sollten ein für allemal passé sein. Der Unterschied zwischen besonnener, faktenbasierter, reflektierter und entschlossener Führung und dem Gegenteil davon wurde uns in der Corona-Krise besonders plakativ vor Augen geführt - im Kleinen und im Großen. Entsprechend wird unser Respekt jenen gegenüber signifikant steigen, die in Politik, Wirtschaft und in Institutionen Verantwortung übernehmen.

4 Technologie-Bewusstsein

Der "Digitalisierungs-Boost", den die aktuelle Krise ausgelöst hat, wird seine Spuren hinterlassen - in Unternehmen, Schulen, Universitäten und öffentlichen Körperschaften. Wir nehmen die Chancen und Gefahren von Technologie nun ganz anders wahr, weil wir uns in Corona-Zeiten intensiv damit beschäftigt haben bzw. uns damit beschäftigen mussten. Diese Erfahrung eröffnet neue Perspektiven und wird den Einsatz moderner Technologien in vielen Lebensbereichen weiter beschleunigen.

5 Selbst-Bewusstsein

Und vielleicht am wichtigsten: Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass wir wieder auf uns selbst zurück geworfen wurden. Wir mussten - ob wir wollten oder nicht - wieder selbst die Verantwortung für ein gelingendes Leben übernehmen. Denn so groß können die Hilfspakete der Regierungen gar nicht sein, als dass diese außergewöhnliche Situation spurlos an uns vorüber geht - psychologisch, wirtschaftlich und sozial. Jetzt ist klar: ICH bin der/die Gestalter/in meines Lebens. Es kommt auf MICH an. ICH kann und muss einen Unterschied machen und Verantwortung übernehmen. ICH bin ein freier Mensch.

In diesem Sinne: Danke, Corona.

Stefan Hagen, 27.3.2020

Dezember 20, 2019No Comments

Dynamikrobuste Organisation für eine neue Zeit

Dynamik beschreibt die Menge der Überraschungen, die ein Unternehmen aushalten muss. Diese Dynamik hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Herzlich willkommen in der VUCA Welt. Und das ist erst der Beginn. Es gilt, sich strategisch, strukturell und personell für das neue Zeitalter fit zu machen.

Was aber ist zu tun? New Work? Agiles Management? Holacracy? Reinventing Organizations? Ein Kulturprojekt? Oder doch lieber Working Out Loud? All das kann helfen, muss es aber nicht. Unsere Empfehlung: Beschäftigen Sie sich grundlegend und theoriebasiert mit der Funktionsweise von Organisationen. Nur so kann man das Problem von der Wurzel aus angehen und Rahmenbedingungen schaffen, um ein dynamikrobuster Höchstleiter zu werden.

Theorie bringt Klarheit im Denken

"Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." Dieses Zitat wird u.a. Immanuel Kant zugeschrieben. Und es ist vielleicht relevanter denn je. Denn bei zunehmender Komplexität und Dynamik sind Methoden und Patentrezepte wirkungslos. Warum?

  • Wir sind es gewohnt, Probleme mit der Frage nach dem WIE zu lösen. In hoher Komplexität und Dynamik ist die Frage WER die entscheidende.
  • Methoden können nur dann funktionieren, wenn der jeweilige Kontext gleich oder zumindest ähnlich sind. Bei hoher Dynamik sind Kontexte aber immer sehr spezifisch.
  • Auf komplexe Probleme kann man nur mit Kreativität und Vielfalt wirkungsvoll reagieren. "Only variety can absorb variety." (W. Ross Ashby)

Der Organisationssoziologe Prof. Dr. Stefan Kühl bringt die Relevanz und Notwendigkeit guter Theorie wie folgt auf den Punkt: "Mein Ansatzpunkt als Berater ist: man muss extrem genau begreifen, wie eine Organisation funktioniert, um überhaupt sinnvolle Interventionspunkte identifizieren zu können."

Institut für Dynamikrobuste Organisation

Seit September ist Hagen Management Mitglied des Instituts für Dynamikrobuste Organisation, welches von Dr. Gerhard Wohland und Ralf Hildebrandt gegründet wurde. Wohland - 73-jähriger Physiker - zählt in Europa zu den führenden Experten in funktional-orientierter Systemtheorie. "Gute Theorie ist nicht das Gegenteil von Praxis", um es mit Dr. Wohland's Worten auf den Punkt zu bringen. Vielmehr ist Theorie notwendig, um Organisation besser zu verstehen, zu steuern und zu entwickeln.
Gemeinsam mit dem Institut für Dynamikrobuste Organisation planen wir im kommenden Jahr diverse Veranstaltungen, Denkwerkstätten und eventuell auch eine kleine Konferenz. Wir halten Sie diesbezüglich auf dem Laufenden.

November 22, 2019No Comments

Wer moralisiert, kann nicht verstehen.

Um Missverständnisse von Beginn an zu vermeiden: Ohne Moral kann gesellschaftliches Zusammenleben nicht funktionieren. Denn in Sozialsystemen wird durch Werte, Normen und Prinzipien definiert, welches Verhalten wertgeschätzt bzw. verurteilt wird. ABER: Wer komplexe soziale Systeme (wie z.B. Unternehmen) besser verstehen möchte, darf nicht moralisieren.

Das Problem mit der Moral.

Die Forderung nach moralischem, werteorientiertem Handeln ist allgegenwärtig: Politiker/innen, Unternehmer/innen, Führungskräfte und Menschen im Allgemeinen sollen sich endlich anständig benehmen und das Richtige tun. So kann's doch nicht weiter gehen!
Solche Forderungen sind moralisierend. Die Intention fühlt sich bei demjenigen, der sie propagiert, gut an. Aber in der Regel ändert sich nichts am kritisierten (System)Zustand. Warum?

  • Gefühle vs. Verstand: Hinter Moral stehen Werte. Werte sind Gefühle, die sich beim Handeln einstehen. Wenn persönliche Werte verletzt werden, regt sich Emotion. Das Problem: Wer emotional ist, kann nicht mehr klar denken oder verstehen.
  • Mensch vs. System: Nur Menschen können moralisch denken und handeln. Im Unterschied dazu haben Sozialsysteme kein Bewusstsein. Das Funktionieren von Systemen wird durch formale Strukturen und Rahmenbedingungen bestimmt. Hier ist auch der Ansatzpunkt, wenn man Sozialsysteme verändern möchte. Kultur folgt der Struktur.
  • Fühlen vs. Funktionieren: Das Menschsein macht u.a. aus, dass wir denken und fühlen und so Einfluss auf die Welt nehmen können. Sozialsysteme hingegen bestehen aus der Kommunikation von Entscheidungen. Das Funktionieren von Systemen macht aus, dass Entscheidungen getroffen werden, welche die Fortsetzung des Systems ermöglichen.

Wahrheit ist Produktivkraft.

Wenn wir Zustände in Organisationen verändern wollen, müssen wir das Funktionieren von Systemen (besser) verstehen lernen. Moral und Gefühle sind hier in einem ersten Schritt hinderlich, denn sie behindern beim Denken.
Es gilt, bessere Erkenntnisse über die Zustände im jeweiligen System zu generieren (= Geist, Verstand), um in einem zweiten Schritt mit Leidenschaft und Emotion für die Veränderung einzutreten (= Haltung, Mut). Nur wenn man Bewusstsein für die Unterscheidung entwickelt, kann man die Polaritäten nützlich koppeln und integrieren.

Unterscheide, ohne zu trennen.

Wir müssen lernen, in Widersprüchen zu denken und diese zu nutzen. Dieses dialektische Denken ist den meisten Menschen fremd, weil wir in einer industriell geprägten Welt zu einseitigen Denkern trainiert wurden. Deshalb sind u.a. auch folgende Aussprüche so häufig anzutreffen:

  • "Wie machen wir das jetzt konkret?"
  • "Was ist richtig?"
  • "Was müssen wir tun?"

All diese Frage können in einfachen oder komplizierten Situationen gestellt und richtig beantwortet werden, weil diese Problemanteile mit WISSEN gelöst werden können. Je komplexer und dynamischer der Kontext aber ist, umso entscheidender ist das KÖNNEN. Denn komplexe Situationen sind auch immer widersprüchlich, unklar und erzeugen Verunsicherung, weil das Problem nicht mit reinem Wissen gelöst werden kann und/oder das Wissen fehlt.
Dialektisches Denken und Handeln bedeutet u.a., sich der Komplexität durch gute Beobachtung bewusst zu werden, die Muster komplexer Systeme besser verstehen zu lernen, mutig zu entscheiden und zu handeln und dann Erkenntnisse zu generieren, wie sich dieses Denken und Handeln ausgewirkt hat.

Zuerst (besser) verstehen, dann entscheiden und handeln.

Wer in komplexen Kontexten moralisiert, kann nicht verstehen. Genau dies passiert uns aber immer häufiger, auch bedingt durch unsere neue Medienwelt. Stimmungen sind gereizt, aufgeheizt und explosiv - wir suchen vor allem bei MENSCHEN die Lösung für unsere Probleme. Natürlich hat menschliches Verhalten die meisten der großen und kleinen Krisen unserer Zeit herbei geführt - hier liegt aber in der Regel nicht die Lösung für die Probleme.
Vielmehr müssen wir hinterfragen, welche Strukturen und Muster menschliches Verhalten prägen und beeinflussen? Das sind die SYSTEME, in denen sich unser gesamtes Leben abspielt.
In der richtigen Kopplung von System <> Mensch, Funktion <> Emotion oder Geist <> Haltung liegt die Lösung für die komplexen Probleme unserer Zeit. Nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch.
Stefan Hagen
 
 

Juni 10, 2019No Comments

Die Kunst des klaren Denkens. Sieben philosophische Inspirationsquellen.

Wir sind gewohnt, eindeutige und widerspruchsfreie Antworten auf unsere Fragen zu erhalten. So sind wir sozialisiert - von frühester Kindheit an. Umgekehrt ist es in den meisten sozialen Kontexten - insbesondere im Business - unpopulär, an den schwierigen Fragen dran zu bleiben, sie immer wieder zu stellen, zu vertiefen und umzuformen.
Genau aber diese Form des Denkens - das Philosophieren - ist heute aber wichtiger denn je. Warum?

  • Weil wir mit großen, entscheidenden Fragen konfrontiert sind - allen voran die Ökologiefrage.
  • Weil die zu lösenden Probleme zunehmend komplex sind.
  • Weil wir für komplexe Fragen differenzierte, ganzheitliche, kreative und gut durchdachte Lösungen brauchen.

Philosophie macht einen Unterschied

Welchen Unterschied könnte es machen, wenn wir der Kunst und Praxis des Philosophierens wieder mehr Zeit, Raum und Bedeutung beimessen?

  • Neugierde: Gutes Philosophieren macht Menschen neugierig. Talentierte Philosoph/innen regen uns an, über die Welt, unser Miteinander und uns selbst tiefer, inspirierter und differenzierter nachzudenken.
  • Verstand: Gutes Philosophieren trainiert unseren Verstand. Wir sind in der Lage, besser zwischen Emotion und Verstand bzw. zwischen Gefühlen und wissenschaftlichen Tatsachen zu unterscheiden.
  • Beziehung: Gutes Philosophieren führt zu besseren Beziehungen. Wir lernen, unsere Argumente kultiviert auszutauschen, von- und miteinander zu lernen und die Qualität der jeweils anderen Position zu erkennen.

Ich möchte Ihnen heute 7 Inspirationsquellen präsentieren, die mich in den letzten Jahren

1 Herbert Pietschmann

Der Österreichische Physiker, Mathematiker und Philosoph Prof. Dr. Herbert Pietschmann zeigt in seinen Büchern und Vorträgen in exzellenter Art und Weise auf, wie unser Denken zu einer Atomisierung der Gesellschaft (Artikel als PDF) führt. Ich empfehle zur Einstimmung diesen ca. 50-minütigen Vortrag.
Besonders wertvoll sind Pietschmanns Ausführungen zu Aporien und Widersprüchen.

2 Yuval Noah Harari

Einer der vielleicht größten Denker unserer Zeit ist Yuval Noah Harari. Zur Einstimmung empfehle ich einige seiner Vorträge, die in großer Zahl auf Youtube verfügbar sind. Und natürlich sind auch seine Bücher höchst lesenswert, um tiefer in seine Gedanken zum Zustand und vor allem zur möglichen Zukunft der Welt einzutauchen.
Besonders wertvoll ist Hararis historische Perspektive auf die Welt.

3 Richard David Precht

Im deutschsprachigen Raum ist Richard David Precht wahrscheinlich der mit Abstand bekannteste Philosoph. Seine Popularität und die Massentauglichkeit seiner Gedanken (insbesondere zu Bildungsfragen) haben dazu geführt, dass sich beim einen oder anderen schon eine gewisse Precht-Müdigkeit eingestellt hat.
Nichtsdestotrotz sollte man Prechts Ausführungen zu Bildung, Digitalisierung, Wissenschaft oder dem Umgang mit Tieren kennen. Precht regt an und manchmal auch auf. Und das ist gut so!

4 Gary Vaynerchuk

Der nächste Vertreter, den ich Ihnen ans Herz legen möchte, ist kein klassischer Philosoph - sondern ein außergewöhnlich erfolgreicher Internet-Unternehmer: Gary Vaynerchuk. Seine Gedanken und Weisheiten sind überaus praktisch. Gary V bekennt sich dazu, in seinem Leben kein einziges Buch zu Ende gelesen zu haben.
Gary V beschreibt seine Philosophie mit "Clouds and Dirt". Damit meint er, dass er sich in seinem Denken und Handeln nur auf zwei Dinge konzentriert:

  • Clouds: Das Verständnis für das Große Ganze. Das, worauf es ankommt.  Das Big Picture.
  • Dirt: Das Wissen und Lernen durch praktisches Erfahren und Wiederholen.

Wichtig ist hierbei: Den "Bull****" in der Mitte lässt Gary V weg. Das ist für ihn alles, was weder inspiriert (Clouds) noch zum konkreten, praktischen Erkenntnisgewinn (Dirt) beiträgt.

5 Rolf Dolbelli

Der Schweizer Philosoph Rolf Dolbelli hat mit seinen Büchern "Die Kunst des klaren Denkens", "Die Kunst des guten Lebens" oder "Die Kunst des klugen Handelns" jeweils Bestseller vorgelegt, die Sie gelesen haben sollten.
Zum Einstieg empfehle ich - wie praktisch immer - einige Youtube Videos mit Vorträgen oder Interviews.

6 Philosophisches Radio

Die für mich persönlich wichtigste Quelle für philosophische Gedanken war in den letzten Jahren wahrscheinlich das Philosophische Radio des WDR. Hier spricht der hervorragende Jürgen Wiebicke regelmäßig mit klugen Denker/innen über verschiede philosophischen Fragestellungen. Seit vielen Jahren höre ich mir die Sendungen beim Autofahren als Podcast an - einfach grandios.

7 Sternstunde Philosophie

Last but not least noch das Äquivalent zum Philosophischen Radio aus der Schweiz - nämlich die Sendung "Sternstunde Philosophie" des Schweizer Fernsehens (SF). Auch dieses Format besticht mit hochkarätigen Denker/innen, vielfältigen Themen und Fragestellungen und im wahrsten Sinne des Wortes essenziellen Gedanken. Sehr wertvoll!

Ich hoffe, Ihre Neugierde und Ihr Interesse für Philosophie geweckt oder neu befeuert zu haben. Vielleicht treten Sie ja bei nächster Gelegenheit dafür ein, sich den praktischen Problemen und Herausforderungen unserer Zeit etwas philosophischer anzunähern. Das bedeutet für mich persönlich u.a. langsamer, substanzieller, widersprüchlicher, aufgeklärter, faktenbasierter, ganzheitlicher und inspirierter.
Ich wünsche gutes Philosophieren!

Dezember 31, 2018No Comments

Sei nicht so ängstlich!

Je länger ich mich mit Transformation und Wandel beschäftige, umso präsenter ist das Thema ANGST geworden. Angst scheint unsere Gesellschaft und Wirtschaft immer mehr zu durchdringen. Die weltweite politische Stimmungslage ist nur ein Indikator hierfür.

Auch in Wirtschaftsunternehmen scheinen Zukunftsängste unser Denken und Handeln immer mehr zu beeinträchtigen. Einige Beispiele:

  • Wir laufen blind jedem Trend nach, nehmen an Konferenzen Teil, leisten uns teure Berater/innen, und führen einen Innovationsworkshop nach dem anderen durch. Aber wir bringen immer weniger PS auf den Boden.
  • Wir lästern über die Amazons, Teslas, Apples, Googles und Facebooks dieser Welt, ohne differenziert zu hinterfragen, was wir von ihnen lernen könnten?
  • Wer die Position des Bewahrens in Unternehmen einnimmt, ist viel sicherer als jene, die für Veränderung, Innovation und Wandel einstehen.
  • Wir trauen uns nicht (mehr), selbständig zu denken und mutig zu handeln. Mehr noch: Wir stecken uns gegenseitig mit unserer Ängstlichkeit und unserer Skepsis an.

Ich gebe zu: Das nervt mich. Die Angsthasen seinen in vielen Bereichen die Macht übernommen zu haben. Das darf nicht sein. Wir müssen kämpfen.

Jede/r kann und muss einen Unterschied machen.

Es gibt nur eine wirkungsvolle Strategie im Umgang mit Angst. Wir müssen bei uns selbst beginnen.

  • Was macht mir Angst?
  • Woher kommen meine Ängste und Unsicherheiten?
  • Lasse ich meine spontanen Gefühle einfach zu? Oder bin ich in der Lage, sie mental zu kontrollieren?
  • Woher kommt meine Stärke, mein Mut, meine Selbstsicherheit?
  • Bin ich bereit, für das einzustehen, was mir wichtig ist?

Wir brauchen mehr Menschen, die a) sich selbst gut kennen, b) die sich ihrer selbst bewusst sind und dadurch c) selbstsicher und mutig handeln.

Frei nach Sartre: „Die Existenz geht der Essenz voraus.“

Stefan Hagen

Dezember 2, 2018No Comments

Blockierer, geht aus dem Weg!

In Zeiten radikaler Umbrüche sichern allein Innovation, Transformationsfähigkeit und Lernen die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Entweder wir passen uns dem Markt an oder wir werden angepasst. Soweit so trivial.
Die mächtigen Manager/innen in den Führungsetagen unserer Unternehmen scheinen dies teilweise zu ignorieren. Sind ihnen Macht, Status und Boni wichtiger als die Zukunft des Unternehmens? In vielen Fällen komme ich zum Schluss: JA!
Aktuelles Beispiel: Uli Hoeneß beim FC Bayern München. Kaum jemand verkörpert den Begriff Macht besser als er. Kantig, teilweise aggressiv und unbeirrbar vertritt er seine Meinung. Diese Haltung war noch bis vor wenigen Jahren ein Symbol für starkes, durchsetzungsfähiges Management. Immer häufiger aber blockieren Top-Manager notwendige Innovations- und Veränderungsprozesse.

Mir ist bewusst, dass es sich um ein heikles Thema handelt. Denn natürlich sollten wir den Leistungen der älteren Generation Respekt und Wertschätzung gegenüber bringen. Aber gleichzeitig müssen wir in disruptiven Zeiten viel hartnäckiger als bisher die Frage stellen, ob speziell die verantwortlichen Führungskräfte in Unternehmen noch am Puls der Zeit sind? Sind sie Vorbild für Innovation, Veränderung und Lernen? Sind sie neugierig und offen, wenn es um technologische und sonstige Veränderungen geht?
Die Antwort auf diese Fragen überlasse ich Ihnen.
Ich für mich komme immer häufiger zum Schluss: Wir müssen Blockierer in Organisationen hartnäckig und mit aller Macht bekämpfen. Denn es ist naiv zu glauben, dass sie sich von selbst verändern wollen und werden. Und ja, das ist vielfach auch eine Frage des Alters. Erfahrene Führungskräfte machen häufig gute Miene zum bösen Spiel, wenn der Veränderungsdruck steigt. Im Kern aber liegt ihnen das Bewahren viel näher als das verändern - denn darin sind sie wesentlich besser und kompetenter.
Jene, die sich für Innovation, Lernen und Veränderung in Unternehmen einsetzen, sollten gestärkt, geschützt und in Position gebracht werden. Zu diesem Schluss kommt übrigens auch die Moderne Verhaltensökonomie: "Unternehmen brauchen Rebellen mit Talent".
Wir sind bereit zu rebellieren.