Dezember 28, 2020No Comments

Es lebe der konstruktive Streit.

Zusammenhänge verstehen.

Kurz vor Weihnachten hatte ich die Ehre und das Vergnügen, mit Wolf Lotter (Autor und Transformationsexperte) und Gerhard Wohland (Systemtheoretiker) ein Gespräch zum Thema "Zusammenhänge" zu führen. Das ist auch der Titel des aktuellen Buches von Herr Lotter.

Geworden ist's ein teilweise recht kontroverses Streitgespräch. Denn was ich ehrlich gesagt unterschätzt hatte waren die Unterschiede und Differenzen zwischen Lotter und Wohland - bei aller gegenseitigen Wertschätzung. Umso spannender hat sich das Gespräch entwickelt.

Streitgespräch Lotter - Wohland

Hier können Sie das gut 1-stündige Gespräch nachschauen. Aber Vorsicht: Sie müssen selbst denken - die beiden präsentieren einem die Erkenntnisse nicht auf dem Silbertablet 😜

Denk-Futter und Erkenntnisse

Wir haben die Gesprächssequenzen im Youtube-Video mit Kapiteln markiert. Einige Aspekte des Streitgesprächs, die zum Nach-Denken anregen:

  • Unterscheidungen, um Zusammenhänge zu verstehen
  • Wer ist "wir"? Was ist "die Welt"?
  • Wissen muss verstanden und erklärt werden können
  • Unterscheidung Interesse - Bedürfnis
  • Unterscheidung Argument - Gefühl
  • Unterscheidung Vorderbühne - Hinterbühne
  • Unterscheidung Inszenierung - Regie
  • Positive Diskriminierung
  • Unterscheidung Wissen - Können
  • Unterscheidung Daten - Information
  • humanistische Bildung

Resonanz und Feedback

Während der Live-Übertragung haben teilweise über 100 Menschen zugeschaut. Auch das Interesse auf Twitter und Youtube ware und ist rege.

Einige Rückmeldungen:

https://twitter.com/miasanmetz/status/1341398619656753158

Die beiden Giganten haben sich vor allem in den ersten 30 Minuten ziemlich aneinander gerieben. 😂💥

Die kontroverse Diskussion ist nicht bei allen gut angekommen - bei den meisten aber schon 😅

Einigen Zuschauer/innen haben die Wohland'schen Unterscheidungen geholfen, um Zusammenhänge besser zu verstehen.

https://twitter.com/Widget68/status/1341414980135075843
https://twitter.com/madiko/status/1341416538642010113

Fazit: Das Gespräch hat viel Spaß gemacht, die Notwendigkeit ausreichend scharfer und kontrastreicher Diskurse wieder mal verdeutlicht und animiert, selbständig weiter zu denken.

Dezember 20, 2019No Comments

Dynamikrobuste Organisation für eine neue Zeit

Dynamik beschreibt die Menge der Überraschungen, die ein Unternehmen aushalten muss. Diese Dynamik hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Herzlich willkommen in der VUCA Welt. Und das ist erst der Beginn. Es gilt, sich strategisch, strukturell und personell für das neue Zeitalter fit zu machen.

Was aber ist zu tun? New Work? Agiles Management? Holacracy? Reinventing Organizations? Ein Kulturprojekt? Oder doch lieber Working Out Loud? All das kann helfen, muss es aber nicht. Unsere Empfehlung: Beschäftigen Sie sich grundlegend und theoriebasiert mit der Funktionsweise von Organisationen. Nur so kann man das Problem von der Wurzel aus angehen und Rahmenbedingungen schaffen, um ein dynamikrobuster Höchstleiter zu werden.

Theorie bringt Klarheit im Denken

"Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." Dieses Zitat wird u.a. Immanuel Kant zugeschrieben. Und es ist vielleicht relevanter denn je. Denn bei zunehmender Komplexität und Dynamik sind Methoden und Patentrezepte wirkungslos. Warum?

  • Wir sind es gewohnt, Probleme mit der Frage nach dem WIE zu lösen. In hoher Komplexität und Dynamik ist die Frage WER die entscheidende.
  • Methoden können nur dann funktionieren, wenn der jeweilige Kontext gleich oder zumindest ähnlich sind. Bei hoher Dynamik sind Kontexte aber immer sehr spezifisch.
  • Auf komplexe Probleme kann man nur mit Kreativität und Vielfalt wirkungsvoll reagieren. "Only variety can absorb variety." (W. Ross Ashby)

Der Organisationssoziologe Prof. Dr. Stefan Kühl bringt die Relevanz und Notwendigkeit guter Theorie wie folgt auf den Punkt: "Mein Ansatzpunkt als Berater ist: man muss extrem genau begreifen, wie eine Organisation funktioniert, um überhaupt sinnvolle Interventionspunkte identifizieren zu können."

Institut für Dynamikrobuste Organisation

Seit September ist Hagen Management Mitglied des Instituts für Dynamikrobuste Organisation, welches von Dr. Gerhard Wohland und Ralf Hildebrandt gegründet wurde. Wohland - 73-jähriger Physiker - zählt in Europa zu den führenden Experten in funktional-orientierter Systemtheorie. "Gute Theorie ist nicht das Gegenteil von Praxis", um es mit Dr. Wohland's Worten auf den Punkt zu bringen. Vielmehr ist Theorie notwendig, um Organisation besser zu verstehen, zu steuern und zu entwickeln.
Gemeinsam mit dem Institut für Dynamikrobuste Organisation planen wir im kommenden Jahr diverse Veranstaltungen, Denkwerkstätten und eventuell auch eine kleine Konferenz. Wir halten Sie diesbezüglich auf dem Laufenden.

März 18, 20184 Comments

Führung in zunehmender Dynamik: Dynamikrobuste Höchstleister.

Vor gut einer Woche haben wir einen eintägigen Denkraum mit Dr. Gerhard Wohland, Ralf Hildebrandt (dynamikrobust.com) und 12 Geschäftsführern und Führungskräften durchgeführt. Es war - wie immer mit Gerhard und Ralf - aufrüttelnd, inspirierend und lehrreich. Warum?

Die beiden zählen zu den Top-Experten in soziologischer Systemtheorie (Parsons, Luhmann...) im deutschsprachigen Raum. Wie so häufig bei brillanten Theoretikern haben andere Autoren, die z.B. das Wohland'sche Modell der Taylor Wanne oder die Unterscheidung zwischen blau (kompliziert) und rot (komplex) aufgegriffen haben, größere Bekanntheit in Fachkreisen erlangt.
Nach einem Tag mit Wohland/Hildebrandt kann man Organisation, Führung und Wirtschaft nicht mehr so denken wie zuvor. Denn vieles, was wir als logisch und klar akzeptiert haben, gerät ins Wanken, wenn wir es durch die soziologische Brille betrachten. Einige Beispiele gefällig?

  • Organisation besteht nicht aus Menschen.
  • Organisation besteht nur aus Kommunikation.
  • Soziale Systeme können nicht wahrnehmen, nur kommunizieren.
  • Wirtschaft ist moralisch dicht.
  • Kultur kann man nicht entwickeln.
  • Informationen kann man nicht austauschen.

Die soziologische Systemtheorie beinhaltet unzählige Provokationen und Irritationen, wenn man von der Betriebswirtschafts- und Managementlehre geprägt wurde. Genau darin besteht das immense Potenzial der Systemtheorie. WIRKLICH neues (Nach)Denken über Wirtschaft, Organisation, Führung und Zusammenarbeit.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse besteht für mich darin, dass man Allgemeinplätze, wie man sie tagtäglich in Medien, auf Facebook, LinkedIn, Twitter, Blogs etc. liest, radikal hinterfragt. Denn die meisten Allgemeinplätze sind - theoretisch betrachtet - völliger Unfug und "unnützer Denkmüll" (Zitat Wohland).
Warum ist diese Ausprägung der Systemtheorie genau jetzt so relevant?

Umgang mit zunehmender Dynamik

Unternehmen müssen heute in der Lage sein, mit zunehmender Dynamik umzugehen. Mehr noch: Die besten Unternehmen nutzen Marktdynamik, um mit echten Innovationen Marktdruck zu erzeugen. Diese Unternehmen agieren schneller, gezielter und häufig auch unkonventioneller.
Für mich ist klar:

  1. Dynamik: Die Marktdynamik wird weiter zunehmen.
  2. Anpassung: Unternehmen müssen sich auf die Marktdynamik einstellen, sonst werden sie untergehen.
  3. Wissen: Die Organisations- und Führungskonzepte des Industriezeitalters sind bei hoher Dynamik häufig nutzlos oder sogar kontraproduktiv.
  4. Theorie: Wir brauchen künftig neben dem praktischen Ausprobieren und Erleben vor allem fundierte Theorie, um Organisationen zukunftsfähig zu managen und zu entwickeln.

 

Neues Denken

Mein Blogger-Kollege Conny Dethloff hat bereits vor einigen Jahren von der "kopernikanischen Wende im Management" gesprochen. Diese wird aufgrund der bereits angesprochenen höheren Umfelddynamik notwendig. Diese Ansicht teile ich. Hinzu fügen würde ich noch, dass wir folglich auch eine neue Form der Aufklärung benötigen. Denn unser Denken über die Welt ist auch aufgrund der neuen Medienwelt zunehmend vernebelt und verklärt.
Die meisten Konzepte, die in den letzten Jahren das vermeintlich Neue versprochen haben, sind eigentlich nur alter Wein in neuen Schläuchen. Ein gutes Beispiel ist Agiles Management. Natürlich sind Konzepte wie Scrum etc. für viele Organisationen neu. Die Prinzipien hinter Agile sind aber aus den 1950er Jahren.
Meine persönliche kopernikanische Wende im Management- und Organisationsverständnis hat die Auseinandersetzung mit Systemtheorie bewirkt. Speziell die soziologische Systemtheorie nach Parsons und Luhmann birgt Erkenntnisse, die für moderne Unternehmensführung und -entwicklung unverzichtbar sind.
Der Soziologe Stefan Kühl formuliert die Bedeutung von Systemtheorie in diesem Zusammenhang wie folgt (Quelle):

"Ich würde also sagen, die Systemtheorie hat eine aufklärerische, distanzierte Funktion, wenn es um die Beschreibung von Organisationen und ihren Veränderungen geht. Sie macht die ganze Euphorie nicht mit, die in der Management- und Beraterwelt stattfindet."

Das "Problem" mit der Systemtheorie ist nur, dass sie demjenigen, der sie lernen und verstehen möchte, einiges abverlangt. Denn sie zwingt zu wirklich neuem Denken. Eingefleischte Praktiker/innen und Macher/innen reagieren häufig irritiert, ablehnend oder mit Unverständnis. Genau hier liegt die Chance.

Fazit

Wir nutzen Systemtheorie praktisch tagtäglich in unseren Projekten. Denn gute Theorie ist in komplexen Situationen tatsächlich das Praktischste, was man für wirkungsvolle Problemlösung zur Verfügung hat. Gute Theorie ist Praxis im Kopf.
Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen, die in Organisationen (Führungs)Veranwortung übernehmen, Systemtheorie als wirklich NEUES DENKMODELL entdecken und sich damit beschäftigen. Systemtheoretisches Denken macht einen Unterschied, der einen Unterschied macht 😉
Stefan Hagen
 
 

Mai 27, 2017No Comments

Unternehmenskultur: Vorder- und Hinterbühne.

Eine der interessantesten und gleichermaßen spannendsten Definitionen von (Unternehmens)Kultur stammt von Systemtheoretiker Dr. Gerhard Wohland. Er unterteilt den Begriff in eine Vorderbühne und eine Hinterbühne. Was ist damit gemeint?  Read more

Februar 28, 20161 Comment

Höchstleister in einer komplexen Welt – Vom Wissen zum Können.

Dr. Gerhard Wohland ist ein inspirierender und scharfsinniger Denker zu Führungs- und Organisationsthemen. Das, was er über "dynamikrobuste Höchstleister" in den letzten Jahren gesagt und geschrieben hat, sollten alle Unternehmer und Führungskräfte kennen.
Einige seiner Kernthesen sind (vgl. Wohland u.a. 2004: Vom Wissen zum Können. Merkmale dynamikrobuster Höchstleistung - PDF Download):  Read more