Eine der interessantesten und gleichermaßen spannendsten Definitionen von (Unternehmens)Kultur stammt von Systemtheoretiker Dr. Gerhard Wohland. Er unterteilt den Begriff in eine Vorderbühne und eine Hinterbühne. Was ist damit gemeint? 

In diesem ca. 5-minütigen Video wird die Unterscheidung schlüssig erklärt.
https://vimeo.com/157863529
Ergänzend hierzu empfehle ich, die Denkzettel 6, 11 und 18 zu lesen und zu studieren.
Das Wesentliche in Kürze:

  • Auf der Vorderbühne der Kultur kann das Verhalten von Menschen und Gruppen beobachtet werden.
  • Auf dieses Verhalten kann man versuchen Einfluss zu nehmen, z.B. durch direktes (Ansprache, Kommunikation, Appell...) oder indirektes Management (Vorgaben, Rahmenbedingungen, Entscheidungen...).
  • Auf der Hinterbühne wirken unsichtbare Werte von Menschen und Gruppen. Werte sind Gefühle, die ein bestimmtes Verhalten angenehm oder unangenehm machen.
  • Werte kann man nicht direkt beeinflussen. Sie sind vergleichbar mit einem Gedächtnis, welches im Wesentlichen von (guten oder schlechten) Vorerfahrungen geprägt ist.

Gerhard Wohland positioniert sich hier klar: "Höchstleister versuchen nie, ihre Kultur zu entwickeln. Sie entwickeln ein dynamikrobustes Geschäft. Kultur wird nur beobachtet, denn sie zeigt, wie gut dies gelingt." (Quelle: dynamikrobust.com, Denkzettel #6, frei zum Download verfügbar)
So verstanden kann Kultur als Lernumgebung verstanden werden, aus der das Management die Qualität der eigenen Entscheidungen und Leistungen ablesen kann.
Ganz in diesem Sinne empfehle ich folgende Lektüre: SAGMEISTER, Simon (2016): Business Culture Design: Gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur mit der Culture Map
Natürlich würde Wohland es nicht als "...Gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur..." ausdrücken. Aber in der Konsequenz ergänzen sich beide Herangehensweisen.
Fazit: Kultur ist eines der "heißesten" Themen, wenn es um die Entwicklung von Organisationen geht. Durch die systemtheoretische Brille betrachtet wird uns aber rasch klar, dass wir Kultur nicht direkt beeinflussen sondern nur beobachten können.

Stefan Hagen