September 9, 2018No Comments

Was sich Menschen auf Bergen fragen: FAQ Bregenzerwald 2018

Es ist bereits zur Tradition geworden, dass wir am Festival FAQ Bregenzerwald teilnehmen. Hier werden brennende Fragen unserer Zeit mit klugen Köpfen in inspirierenden Umgebungen und Räumen diskutiert. Für uns eine ideale Gelegenheit, um Fragen der Veränderung, des gesellschaftlichen, organisationalen sowie individuellen Wandels zu reflektieren und zu vertiefen.
Ich möchte einige Gedanken, Eindrücke und Erkenntnisse teilen.

Im Problem steckt die Veränderungsenergie.

Die Welt ist voller Probleme - und das ist bis zu einem gewissen Maß auch gut so. Denn Menschen wollen Probleme und schwierige Aufgaben lösen und damit die Welt im Kleinen oder im Großen besser machen.
Wenn jedoch die Schwere zwischen Problem und Lösung über einen längeren Zeitraum auseinander geht, droht der Kollaps. Beispiele hierfür sind:

  • Ökologischer Kollaps: Wir zerstören seit vielen Jahrzehnten unsere ökologische Lebensgrundlagen - vor allem aber jene unserer Kinder und Enkelkinder. Wir verbrauchen im Jahr 2018 circa doppelt so viele Ressourcen, wie sie unsere Erde reproduzieren kann.
  • Gesellschaftlicher Kollaps: Die viel zitierte Schwere zwischen Arm und Reich wird seit Jahrzehnten größer - auch wenn der weltweite Wohlstand global stark zugenommen hat. Immer mehr Menschen fühlen sind (zu recht) als Verlierer, es fehlt ihnen (und besonders den Kindern) an Chancen und Perspektiven. Zunehmende gesellschaftliche Spannungen und politische Polarisierung sind logische Folgen.
  • Politischer Kollaps: Politik ist das Führungssystem einer Gesellschaft. Sie hat die Aufgabe und Verantwortung, Rahmenbedingungen für eine möglichst nachhaltige Entwicklung (ökologisch, sozial, wirtschaftlich) zu schaffen. In immer mehr Ländern und Demokratien dieser Welt muss aber angezweifelt werden, dass die Politik ihrer Verantwortung in einer guten Art und Weise nachkommt. Eine Pauschalverurteilung ist immer falsch, aber in vielen Problemfeldern präsentiert und verfolgt die Politik aktuell keinen enkeltauglichen Lösungsweg.
  • Demographischer Kollaps: In vielen Ländern dieser Welt steigt die Bevölkerungsanzahl nach wie vor stark an. Die Entwicklung der Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme kann meistens nicht mithalten. Dies führt zu teils katastrophalen Lebensbedingungen. In Kombination mit anderen Problemfeldern (z.B. Klimawandel, Kriege, Hunger...) sind Menschen immer häufiger zum Verlassen ihres Herkunftslandes gezwungen.
  • Bildungs-Kollaps: Das Bildungssystem soll Menschen auf ihr späteres Leben vorbereiten. Speziell Kinder und Jugendliche sollen sich hier Kompetenz in Form von Wissen und Können aneignen, welches sie befähigt, später Verantwortung in Familie, Gesellschaft und Wirtschaft wahrzunehmen. Das Bildungssystem ist in weiten Teilen ein geschlossenes System, es passt sich nicht in ausreichendem Maße an die Veränderungen Umfeldes an. Die Wirkungen zeigen sich in praktisch allen Teilsystemen der Gesellschaft. Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren und gerechteren Welt.
  • Wirtschaftlicher Kollaps: Wir wissen, dass Dinge nicht unendlich wachsen können - so auch nicht die Wirtschaft. Es muss gelingen, die Transformation in ein nachhaltiges Wirtschaftssystem zu schaffen. Hier liegt der Schlüssel, um den ökologischen und sozialen Kollaps zu verhindern.

Im Erkennen und Akzeptieren der großen Probleme unserer Gegenwart und Zukunft steckt die Veränderungsenergie. Wir brauchen Verstehen (=Kopf, Verstand, Fakten) und Verständnis (=Herz, Emotion, FAQten), um gemeinsam ins TUN (=Hand, Handlung) zu kommen. Wenn wir kognitiv und emotional WIRKLICH in Resonanz zu den brennenden Problemen sind, werden wir unsere tagtäglichen Handlung und Entscheidungen schrittweise verändern.
Dieser Lernprozess muss auf allen Ebenen unserer Gesellschaft stattfinden - erst dann wird die Veränderung nachhaltig sein.

Fakten und FAQten.

Wir leben in einer zunehmend erregten, gereizten und emotionalisierten Gesellschaft (vgl. z.B. Pörksen: Die große Gereiztheit). Das Wutbürgertum hat Hochkonjunktur. Die Lösung für die Probleme unserer Zeit wird immer häufiger im Außen gesucht. Dieses Denken und Fühlen (!) vernebelt die Sicht und führt zu keinen Lösungen.
Wir brauchen vor allem einen klaren Geist und eine mutige Haltung (=Geistes-Haltung), um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Im Sinne der FAQ Bregenzerwald könnte dies bedeuten:

  • Mehr Fakten: Wir brauchen mehr empirische Daten und faktisches Wissen über Trends, Entwicklungen und Probleme. Hier liegt eine wesentliche Bildungsverantwortung, der wir gerecht werden müssen. Mehr noch: Wir brauchen in vielen Bereichen eine neue Aufklärung, um Orientierung im Übergang in das postindustrielle, vernetzte Zeitalter zu gewinnen.
  • Mehr FAQten: Die FAQ Bregenzerwald steht für Inspiration, lebendige Diskurse, Kultur und Lebenskunst. Insofern ist das Format beispielgebend für eine emotionale Qualität, die wir in Zeiten des Wandels brauchen. Denn es kann nur gelingen, wenn wir in Beziehung zu uns selbst, zu anderen und den systemischen Problemen in der Welt kommen. Der Zugang über spannende Fragen ist angesichts der zunehmenden Komplexität genau der richtige.

Zukunft ist jetzt. Es gibt genügend Potenziale für eine gute Zeit. Jede und jeder kann etwas beitragen.
Neues Denken - neue Haltung - neues TUN - neue Erkenntnis. Weiter, immer weiter...
Ihr Stefan Hagen

Juli 7, 20182 Comments

Kulturwandel ist wie Fahrradfahren

Kann man Fahrradfahren vom Reden und Zuschauen lernen? Nein, natürlich nicht. Man lernt es, indem man auf das Fahrrad sitzt, probiert, umfällt, Gefühl für die Bewegung entwickelt, es schlussendlich kann und in den Genuss kommt, sich viel schneller und effektiver als zu Fuß fortbewegen zu können.
Genauso verhält es sich beim Kulturwandel. Wenn Sie der Ansicht sind, dass Ihr Unternehmen eine neue Kultur der Führung und Zusammenarbeit braucht, hilft nur eines: Anfangen, Machen, Lernen, besser werden, erfolgreich sein.

Kultur verstehen

© Culture Institute 2018

Unser Kollege und Kooperationspartner Dr. Simon Sagmeister hat eines der besten und erfolgreichsten Bücher zu Kulturentwicklung geschrieben, das derzeit am Markt verfügbar ist. Er beschreibt darin Unternehmenskultur anhand der Culture Map - basierend auf dem Wertemodell von Clare W. Graves (und später Spiral Dynamics nach Beck/Cowan).
Kultur kann man immer nur indirekt beeinflussen - durch neues TUN. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen und vor allem auch die Menschen der Organisation auf dem Lernprozess mitzunehmen, ist es wichtig, Kultur "denk- und besprechbar" zu machen. Genau hierfür ist die Culture Map hervorragend geeignet (Details siehe diese Buchrezension).

Neue Kultur lernen

Kultur ist kein Selbstzweck. Sagmeister dazu: "Kultur ist Herz, Verstand und Seele einer Organisation." Die Kultur bildet das ab, was eine Organisation in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat. In diesem Zusammenhang sollten sich Unternehmen vor allem folgende Fragen stellen:

  • Wie entwickelt sich unser Marktumfeld?
  • Welche aktuellen und künftigen Herausforderungen müssen wir als Unternehmen meistern, um erfolgreich zu sein?
  • Welche Fähigkeiten und welches Mindset brauchen wir dazu?

Es liegt auf der Hand, dass im Zeitalter digitaler Transformation Unternehmen viel rascher und effektiver auf Marktveränderungen reagieren müssen. Oder besser noch: Sie agieren rechtzeitig mit guten Ideen, Innovation und neuen Geschäftsmodellen, um gar nicht erst unter Druck zu geraten, den Anschluss zu verpassen.
Im Zusammenhang mit diesem Blogbeitrag zu Digital Leadership habe ich vor einiger Zeit das Modell der logischen Ebenen verwendet. Dieses Modell eignet sich gut, um zu zeigen, dass echte Lernprozesse (individuell oder kulturell) in der Tiefenstruktur von Menschen oder Organisationen stattfinden müssen.
Folgendes Paradoxon muss dabei überwunden werden:

  • Lernen braucht Erfolg. Denn nur daran erkennen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Erfolg motiviert, dran zu bleiben und das (Kultur)Muster dauerhaft zu praktizieren und somit zur Selbstverständlichkeit zu machen.
  • Erfolg braucht Lernen. Um neue oder größere Erfolge zu erzielen, müssen wir neues lernen. Es ist kurzfristig immer leichter, im alten Verhaltensmuster zu bleiben. Mehr noch: Das alte Verhaltensmuster kann kurzfristig sogar zu mehr Erfolg führen als das neue.
  • Lernen braucht Offenheit, Anstrengung und Wiederholung. Der "Organisationsmuskel" wird nur stärker, wenn man sich anstrengt und dran bleibt. Ohne Fleiß kein Preis.

Fazit

Kulturwandel ist wie Fahrradfahren. Es kommt aufs MACHEN und LERNEN an. Sind Sie bereit zu lernen?
Stefan Hagen

Juni 14, 2018No Comments

We're disconnected.

Otto Scharmer ist Professor am MIT in Boston. Seine Publikationen zur Gestaltung von Wandel und Veränderung (insbesondere seine Theory U) haben in den letzten Jahren eine breite Anhängerschaft gefunden.
Von ihm stammt auch eines der für mich inspirierendsten Videos zu gelingender Veränderung. 25 Minuten, die sich lohnen!

Die für mich zentralen Botschaften sind:

  • Das größte Problem unserer Zeit: We're disconnected.
  • Wir haben die Verbindung
    • zu uns selbst (spiritual divide),
    • zu anderen Menschen in unserem Umfeld (social divide)
    • und zur Welt in einem größeren Kontext (ecological divide) verloren.

Let's connect.
 

Mai 27, 2017No Comments

Unternehmenskultur: Vorder- und Hinterbühne.

Eine der interessantesten und gleichermaßen spannendsten Definitionen von (Unternehmens)Kultur stammt von Systemtheoretiker Dr. Gerhard Wohland. Er unterteilt den Begriff in eine Vorderbühne und eine Hinterbühne. Was ist damit gemeint?  Read more

Januar 15, 2015No Comments

Schlankes Projektmanagement: JIRA im Überblick.

Projektmanagement mit JIRA

Seit 2001 begleiten wir Unternehmen bei der Weiterentwicklung des Projektmanagements. Immer wieder stellen unsere Kunden in diesem Zusammenhang die Frage nach "der richtigen Projektmanagement Software". Es ist unbestritten, dass Tools alleine keine Organisationsprobleme lösen können. Aber definitiv können gute PM Tools die Zusammenarbeit in Projekten wesentlich erleichtern. Mehr noch: Richtig eingesetzt kann moderne IT Technologie Organisationsentwicklungsprozesse unterstützen, da Transparenz und dadurch ein Mehr an Verbindlichkeit geschaffen wird.

Schlankes Projektmanagement

Die Formel eines schlanken und wirkungsvollen Projektmanagement-Ansatzes lautet für uns: "Was? Wer? Bis wann?" Dieser Ansatz mag trivial klingen, aber am Ende geht es in Projekten darum, dass Aufgaben zeit- und sachgerecht von Menschen erledigt werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In der Konzentration der Projektbeteiligten auf die nächsten und wichtigen Projektaufgaben liegt eine große Chance, Projekte wesentlich schlanker und dezentraler zu organisieren.

Aufgabentransparenz mit JIRA

Bei Hagen Management setzen wir vor allem folgende Tools zum Management von Projekten ein:

  • JIRA: Aufgaben, Termine, Prioritäten, Verantwortlichkeiten, Wochenplanung
  • Confluence Wiki: Multi-PM, vollständige Projektdokumentation, Kommunikation
  • diverse Tools: Mindjet, Merlin, MS Office

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick in das Aufgaben-Tool JIRA geben - anhand einer Übersetzungstabelle der wichtigsten JIRA Funktionalitäten.
 

JIRA Begriff
Projektmanagement
Screenshots
Vorgang (engl. Issue) Ein Vorgang ist eine (Projekt)Aufgabe, die erledigt werden muss. Bildschirmfoto-2015-01-12-um-10.25.58-300x151
Version Versionen markieren in JIRA die wesentlichen Projektphase, die jeweils durch einen Meilenstein abgeschlossen werden. Dadurch erhält ein Projekt eine klare Terminstruktur. image2015-1-12-104127-300x155
Komponente (engl. Component) Komponenten können größere Teilaufgaben (z.B. Gewerke) in Projekten sein. In der Regel bilden wir hiermit aber die involvierten Abteilungen und Organisationseinheiten ab. Pro Komponente kann es eine Komponentenleitung geben, der somit Aufgaben zugewiesen werden können. Bildschirmfoto-2015-01-12-um-11.07.08-300x137
Arbeitsablauf (engl. Workflow) Ein Arbeitsablauf beinhaltet die verschiedenen Status, die ein Vorgang einnehmen kann. Dazwischen befinden sich Übergänge die zu den verschiedenen Status führen. Mit JIRA können Workflows sehr einfach definiert und angepasst werden.  Bildschirmfoto-2015-01-12-um-10.42.32-300x178
Rollen Das Berechtigungskonzept in JIRA orientiert sich an Rollen, die spezifisch bearbeitet werden können.  Bildschirmfoto-2015-01-12-um-10.43.32-300x133
Status Status einer Aufgabe (bspw.: Offen, Geschlossen, In Bearbeitung). Damit wird Transparenz und Überblick geschaffen, welche Aufgaben gerade "in der Pipeline" sind und was noch offen ist. Siehe Arbeitsablauf.
Lösung (engl. Resolution) Hier wird der Lösungsweg einer Aufgabe angegeben. Das kann beispielsweise erledigt, hinfällig oder dupliziert (falls ein Vorgang zwei- oder mehrmals angelegt wurde) sein.  Bildschirmfoto-2015-01-12-um-10.45.55-300x108
Sub-Task Eine Unteraufgabe. Vorgänge können weiter herunter gebrochen werden, um kleinere Teilaufgaben zum Zweck der Übersicht zu erstellen. Siehe Vorgangstypen.
Vorgangstyp (engl. Issue Type) Der Vorgangstyp gibt an, ob eine Aufgabe einfach eine Aufgabe ist oder etwa eine Verbesserung einer Präsentation darstellt. Vorgangstypen sind benutzerdefinierbar. Bildschirmfoto-2015-01-12-um-10.45.15-260x300
Filter Gespeicherte Filter können in einem Dashboard verwendet werden und reduzieren die Vorgänge auf das gewünschte Suchergebnis. image2015-1-12-112810-300x158
Startseite (engl. Dashboards) Die Startseite ist sozusagen das Cockpit eines Benutzers. Hier erhält der Benutzer eine Übersicht über die eigenen (oder auch andere) Vorgänge, Projekte, Sprints oder Komponenten.  image2015-1-12-112517-300x142
Gadget Gadgets sind die einzelnen Bestandteile einer Startseite und besitzen verschiedene Funktionen. Siehe Startseite.

Atlassian bietet sehr gute Tutorials zum Einstieg in JIRA sowie ein tolles Video für einen ersten Einblick an. JIRA hat seinen Ursprung in der Software-Entwicklung, kann aber für jegliche Art von nicht-technischen Projekten verwendet werden, und hilft dabei, Organisationen auf die Zusammenarbeit der Zukunft vorzubereiten und gleichzeitig die Produktivität zu steigern.

Fazit

Mit JIRA können Sie Transparenz ins Unternehmen bringen, was durch wen bis wann erledigt werden muss. Darauf kommt es in Projekten (aber auch anderswo) an, um eine Kultur der Selbstverantwortung, der Verbindlichkeit und des kontinuierlichen Lernens zu etablieren.
Zugegebenermaßen greift JIRA damit die Essenz in Unternehmen an, nämlich die Aufgaben, die erledigt werden müssen. Entsprechend wichtig ist es, die Einführung gut vorzubereiten, zu kommunizieren und mit entsprechenden Schulungen zu begleiten. Wir sind aber davon überzeugt: Mit modernen Software Tools wie JIRA können Unternehmen die Informations- und Aufgabenflut wesentlich effizienter und pragmatischer bewältigen.

Juni 22, 2014No Comments

Resonanz in Innovations- und Veränderungsprozessen aufbauen und nutzen

Es gibt keine Patentrezepte für gelingende Veränderungsprozesse. Denn individuelles und organisationales Lernen kann nicht erzwungen und erst recht nicht befohlen werden. Hinzu kommt, dass Lernen und Entwicklung unter Druck nur schwer möglich ist. Genau das verlangen Führungskräfte aber oft von ihren Mitarbeitenden.
Gelingende Veränderung braucht Zeit, gezielte Entschleunigung und vor allem klare und nachvollziehbare Schritte. In diesem Zusammenhang halte ich das Resonanzprinzip, wie es Prof. Dr. Peter Kruse in folgendem Video beschreibt, für eine der wichtigsten Ideen im Umgang mit Wandel und Veränderung: Read more