August 4, 20182 Comments

Die Zukunft gehört den Machern. Speed durch agile Organisation.

Neulich hat ein Senior Manager eines renommierten und gleichzeitig sehr innovativen Schweizer Unternehmens im Rahmen eines Vortrages einen bemerkenswerten Satz gesagt: "Speed is the new currency." Wenn es sich um einen Vortrag eines hippen Berliner Startups gehandelt hätte, wäre mir der Ausspruch eventuell gar nicht aufgefallen. In diesem spezifischen Kontext fand ich ihn aber sehr markant und auch authentisch. Warum?

Weniger reden, mehr machen.

Aktuell wird viel über das Neue gequatscht: Digitale Transformation, Agilität, New Work, disruptive Technologien, bla, bla, bla... Klar sind das wichtige Zukunftsthemen, aber wir müssen die Worthülsen mit Wissen, Substanz, Fakten und vor allem eigenen Erfahrungen füllen.
In besagtem Schweizer Unternehmen war die neue Innovationskultur vor Ort sichtbar, spürbar und auch belegbar. Denn hier werden satte 5% des Umsatzes (!) in Innovationsvorhaben gesteckt. Wenn zu wenig Projekte da sind, wird aber nicht das Budget gekürzt, es werden weitere Investments, Kooperationen und Innovationsideen gesucht.
Das ist gelebte Innovationskultur - heute und auch morgen: Machen, investieren, entscheiden, evaluieren, lernen.

Weniger planen, mehr machen.

Zugegebenermaßen muss ich diesen Gedanken erläutern. Klar ist: In relativ stabilen Situationen, in denen Probleme mit Wissen gelöst werden können, ist Planung weiterhin wichtig und notwendig. Es wäre reine Ressourcenverschwendung, hier nicht zu planen.
In zunehmend dynamischen, komplexen Situationen hingegen verlieren wir durch den Versuch detaillierter Planungen, Risikobewertungen und Spezifikationen nur wertvolle Zeit. Wir kommen viel schneller und effektiver voran, wenn wir anfangen, lernen und Zwischenergebnisse produzieren, die wir am Markt testen können.
Das ist gelebte, reflektierte Agilität. Die wird in Zukunft notwendig sein, jenseits von Worthülsen und Theaterspiel.

Schutzräume für radikale Innovation

Das Neue entwickelt sich nur schwer, wenn es unter permanentem Einfluss und unter Beobachtung des Alten steht. Radikale Innovation (z.B. digitale Produkte, Services, Geschäftsmodelle) braucht zeitliche, finanzielle und räumliche Schutzräume. Teams müssen sich mit den komplexen Marktproblemen, die Grundlage für echte Innovation sind, möglichst frei, kreativ und trotzdem ergebnisorientiert auseinander setzen können. So kann moderne InnovationsARBEIT ein Vielfaches an Wirkung entfalten.
Denn eines ist klar: Innovationen müssen in Zukunft schneller am Markt getestet werden, sie müssen am Markt reifen und mit Kunden und Partnern co-kreativ entwickelt werden. Diejenigen, die schneller lernen, werden vorne dabei sein. Die Langsamen werden sterben.

SPEED durch agile (IT) Organisation.

Einen der besten Podcasts, die ich bislang zu diesem Thema gehört habe, ist dieses Gespräch zwischen Spryker-CEO Boris Lokschin und Joel Kaczmarek (digital kompakt). Da steckt so ziemlich alles drinnen, was etablierte Unternehmen lernen müssen.
Das wird für viele etablierte Führungskräfte leider hart. Aber was soll man machen? Dem Markt ist das egal. 😉

Ist Ihr Unternehmen schnell, lebendig und agil genug, um am Markt bestehen zu können?

Stefan Hagen

 
 

Mai 27, 2018No Comments

Organisationsmuskel trainieren: 5 Ansatzpunkte zur organisationalen Fitness.

Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld von Unternehmen verändert sich rasch und grundlegend - tiefgreifende Transformationsprozesse sind im Gange. Soweit keine neue Erkenntnis. Eines ist klar: Unternehmen müssen gerüstet sein, um mit der zunehmenden Dynamik, Komplexität und Marktintensität erfolgreich umzugehen. Sonst werden sie vom Markt verschwinden.
Aktuell wird viel über Veränderung und Wandel geschrieben und gesprochen. Das ist notwendig, um die verschiedenen Aspekte des Wandels besser zu verstehen und möglichst fakten- und datenbasiert relevante Entwicklungen zu analysieren. Immer häufiger verlieren wir uns aber in nutzlosem Geschwafel - jede/r Diskussionsteilnehmer/in meint, eine noch bessere Idee zu haben.
Damit in Organisationen strategische, strukturelle und kulturelle Veränderungen passieren, muss man etwas MACHEN. Nur durch neues Tun können sich Organisationen weiter entwickeln und verbessern.
Wir vergleichen Unternehmensentwicklung mit einem Organisationsmuskel, der bewusst trainiert werden muss. Warum diese Metapher?

  • Organisationen sind vergleichbar mit einem lebendigen Organismus.
  • Ein Organismus wird ausschließlich durch gezieltes Training stärker und widerstandsfähiger.
  • Regelmäßiges Training erfordert, vor allem am Beginn, Überwindung, Anstrengung und Konsequenz.
  • Muskeln wachsen einzig und allein durch TUN, nicht durch Reden und Konzepte schreiben.
  • Es braucht einen regelmäßigen Trainingsrhythmus, der mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit für die Organisation darstellt.
  • Je stärker der Organisationsmuskel, umso wettbewerbs- und anpassungsfähiger ist ein Unternehmen.

Übrigens: Der Begriff Training wird in der Praxis häufiger für den Faktor Mensch (= Personalentwicklung) verwendet. Wir verwenden ihn in diesem Zusammenhang für den Faktor Organisation (= Organisationsentwicklung). Selbstverständlich bringen erfolgreiche, dynamikrobuste Unternehmen die Faktoren Mensch <> Organisation in Einklang.

5 Ansatzpunkte zur organisationalen Fitness

Wir stellen häufig fest, dass das Thema Organisation auf der Prioritätenliste von Führungskräften eine untergeordnete Rolle spielt. Das halten wir für einen großen Fehler. Denn durch ein bewusstes Lenken, Gestalten und Entwickeln des strategischen, strukturellen und kulturellen Rahmens (= St. Galler Managementverständnis) wird Zusammenarbeit in Unternehmen organisiert. Nicht erst seit Reinhard Sprenger wissen wir:

"Führungsaufgabe #1 = Zusammenarbeit organisieren."

Fünf konkrete Ansatzpunkte, wie die organisationale Fitness in Unternehmen gesteigert werden kann:

  1. Probleme: Der Problembegriff ist in vielen Unternehmen praktisch verschwunden. Wenn, dann dürfen wir Probleme maximal als "Herausforderungen" bezeichnen. Das birgt eine Gefahr. Denn Unternehmen sind dazu da, Probleme des Marktes zu lösen! Dynamikrobuste Unternehmen richten sich konsequent an den Problemen des Marktes (= externe Referenz) aus. Möglichst viele Mitglieder der Organisation sollen die Probleme des Marktes sehen, spüren und sich an den wertschöpfenden Prozessen beteiligen. Alle Pseudo-Probleme werden weggelassen.
  2. Geisteshaltung: Egal, wie schwierig eine Situation auch ist - wir haben immer die Wahl: Wir können uns über darüber beklagen oder das Thema konstruktiv und positiv angehen. Sportler/innen oder Sportteams entscheiden sich konsequent für letzteres. Organisationale Fitness entsteht nur, wenn eine "winning culture" von der Führung vorgelebt wird.
  3. Zusammenarbeit: Die leistungsfähigsten Unternehmen stellen interdisziplinäre Teams zusammen, die komplexe Aufgabenstellungen gemeinsam lösen. Gleichzeitig achten sie aber darauf, individuelles Talent nicht zu nivellieren, sondern dieses gezielt zu nutzen. Vergleichbar mit einem Sportteam, das eine gute Balance zwischen Einheit und Individualität wahrt.
  4. Struktur: Die Struktur des Unternehmens ist vergleichbar mit der Ausstattung und Gestaltung des Trainingsraumes. Es werden die richtigen Fitnessgeräte in der richtigen Reihenfolge angeordnet. Auch hier gilt, dass ein gesundes Maß zwischen Struktur und Freiheit gefunden werden muss. IT Systeme zur Lenkung und Unterstützung von Prozessen sind in diesem Zusammenhang von zunehmender Bedeutung. Durch den gezielten Einsatz können Informationen transparent zur Verfügung gestellt, Prioritäten und Standards effektiv kommuniziert und Leistungserstellungsprozesse gezielt unterstützt werden.
  5. Führung: Moderne Führung muss vor allem drei Dinge sehr gut beherrschen: Beobachten, Wahrnehmung durch Kommunikation fokussieren und Entscheidungen treffen - vergleichbar mit einem guten Coach eines Sportteams. Diese Form der Führung beherrscht vor allem den Wechsel von Prozessmustern
    • offen <> geschlossen
    • demokratisch <> hierarchisch
    • bottom up <> top down
    • unterstützen <> steuern
    • ...

Fazit

Organisationen werden nur durch bewusstes TUN stärker und wettbewerbsfähiger. Dies sollte auch der Anspruch sein: Immer besser, innovativer, konsequenter. Oder wie es Oli Kahn einmal ausgedrückt hat: "Weiter, immer weiter..."
Wir müssen endlich aufhören, Wirtschaft als etwas Romantisches anzusehen, bei der es in erster Linie um Menschen geht. In der Wirtschaft geht es nicht um Menschen - denn Wirtschaft ist moralisch dicht (vgl. Gerhard Wohland). Es geht in der Wirtschaft darum, Marktprobleme möglichst gut zu lösen.
NATÜRLICH muss unser Anspruch sein, wirtschaftliche Handeln in Einklang mit sozialen und ökologischen Werten zu bringen. Wir dürfen nur niemals vergessen: Im System Wirtschaft werden nur jene Unternehmen überleben, die Probleme ihrer Umgebung wirkungsvoll und innovativ lösen: Die starken, leistungsorientierten und anpassungsfähigen Unternehmen.
Wenn wir uns auf das innovative Beheben von Marktproblemen konzentrieren, versetzen wir Unternehmen erst in die Lage, sichere und gute Arbeitsplätze für Menschen anbieten zu können. Die umgekehrte Logik ist ein Denkfehler.
Stefan Hagen
 
 

Dezember 30, 2017No Comments

Jahresrückblick 2017 (3): Digitale Zukunft gestalten.

2017 war in unserer Wahrnehmung ein markanter Wendepunkt im Kontext Digitalisierung und Digitale Transformation. Warum? Lange Jahre hatte man den Eindruck, dass viele Führungskräfte das Thema sehr zurückhaltend angehen oder sogar belächeln. Dies ist nun nicht mehr so. Plötzlich hat man den Eindruck, dass speziell in den Führungsetagen angeregt über Industrie 4.0, eCommerce, Blockchain, Big Data, Machine Learning oder Artificial Intelligence diskutiert wird. Das ist gut und schlecht zugleich. Read more

Dezember 26, 2017No Comments

Jahresrückblick 2017 (1): Viable Organization

Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf das (fast) vergangene Jahr zurück. Wir durften tolle Kunden begleiten, spannende Projekte umsetzen und Tag für Tag lernen. 2017 war ein gutes und erfolgreiches Jahr.
In den nächsten Tagen werde ich das anhand fünf kurzer Episoden einen Jahresrückblick versuchen. Es handelt sich um Entwicklungen und Erkenntnisse, die für unser Unternehmen von großer Bedeutung waren und sind. Den Start bildet unser systemischer Beratungsansatz: Viable Organization (= funktionierende, überlebensfähige Organisation). Read more

November 24, 2017No Comments

Digitale Zukunft gestalten. HTL Dornbirn Netzwerkabend.


Gestern durfte ich anlässlich des HTL Dornbirn Netzwerkabends einen kurzen Impulsvortrag halten. Thema: Technologische Veränderungen und ihrer Bedeutung für uns als Bildungseinrichtung
Ich habe den Input in drei Teile gegliedert: Read more

Juni 15, 2017No Comments

Digitalisierung ist ein Buzz-Word. Gerade deswegen sollten wir darüber sprechen…

Digitalisierung gibt es gar nicht - denn der Begriff beschreibt nichts Konkretes, nichts Greifbares. Vielmehr fassen Digitalisierung oder Digitale Transformation eine Vielzahl von Entwicklungen und neuen technologischen Möglichkeiten zusammen, die für Unternehmen (aber auch für Politik und Gesellschaft) immer relevanter werden.
Genau deshalb sollten wir über Digitalisierung sprechen. Differenziert, fundiert, kontroversiell.
In vielen Unternehmen herrscht Unsicherheit, welche Chancen und Herausforderungen sich konkret durch die zunehmende Vernetzung, Technisierung und Automatisierung ergeben. Genau hier wollen wir mit dem Digital Leadership Camp (Do, 6.7.2017 in Winterthur, CH) ansetzen.  Read more

Juni 11, 2017No Comments

Digital Leadership Camp am Do, 6. Juli 2017 in Winterthur (CH)

Sind Sie schon genervt vom Hype rund um "Digitalisierung" und "Digitale Transformation"? Gut so! Denn dann sollten wir beginnen, uns dem Thema differenziert, sachlich und neugierig zu nähern.
Mit dem "DIGITAL LEADERSHIP CAMP" haben wir mit unserem Schweizer Partner, Toni Maric, ein ganztägiges Format für Unternehmer, Führungskräfte, IT-, HR und Organisationsverantwortliche konzipiert. Denn Digitalisierung ist Führungssache.
Broschüre zum PDF-Download.
Was ist die Idee hinter dem ganztägigen Führungskräfte-Workshop zum Thema Digitalisierung? Toni und ich haben in dieser Video-Konversation einige Aspekte zusammen gefasst, die uns wichtig sind. Inspirieren. Austauschen. Anpacken.  Read more

Mai 7, 2017No Comments

Wir haben ein Bewertungsproblem. 5 konkrete Ansatzpunkte, wie wir damit besser umgehen können.

Durch das Internet haben wir neue Vernetzungsmöglichkeiten erschaffen, wie sie die Menschheit bislang noch nicht gekannt hat. Weltweit, gleichzeitig, grenzenlos. Neben den neuen Möglichkeiten des globaler Informations-, Waren- und Finanztransaktionen haben wir vor allem ein großes Problem geschaffen: Das Bewertungsproblem. Was ist damit gemeint?  Read more

Dezember 4, 2016No Comments

Sinnvoller Fortschritt. #analog #digital

Die letzten beiden Tage hatte ich das Vergnügen, mit einer erfolgreichen Werbeagentur über ihre digitale Zukunft nachzudenken. Es war spannend, kontrovers, inspirierend und schlussendlich sehr fruchtbar.
Zwei Namen sind immer wieder gefallen: Gary Vaynerchuck und Simon Sinek. Ersterer ist ein ziemlich verrückter, inspirierender und sehr erfolgreicher Unternehmer, Speaker und Social Media Guru. Letzterer hat mit seinem Konzept "Start with why" (TED Talk) weltweite Bekanntheit erlangt.
Hier ein Gespräch von Gary und Simon, das Sie sich unbedingt anschauen sollten:

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Juni 19, 2016No Comments

Don Tapscott: 4 Prinzipien für eine offene Welt. TED Talk.

Don Tapscott ist einer der international renommiertesten Autoren und Speaker im Themenfeld Digitalisierung / Digitale Transformation. Trotzdem stelle ich die Hypothese auf, dass 9 von 10 Führungskräften in unseren Breitengraden den Namen noch nie gehört haben. Warum ist das so?
Eine weitere Hypothese: Wir haben in Europa ein massives (Kultur)Problem mit genau dem, wofür Don Tapscott so leidenschaftlich plädiert: Mit der OffenheitRead more